Was für eine Geschäftsidee habt ihr? Warum Lohberg? Das Unternehmen SeWo mit Sitz im Ledigenheim feiert am 13.9. direkt auf der Stollenstraße eine riesen Geburtstagsparty zum Zehnjährigen.
Die SeWo GmbH zählt wohl zu den weniger bekannten Unternehmen in Lohberg. Dabei ist es eines der größeren und seit zehn Jahren auf Wachstumskurs. Umso schöner, dass es nun auch mit dem Fragebogen klappt. Unsere Fragen beantwortete Geschäftsführer Björn Klomp.
Herr Klomp, wie schön, dass Sie sich die Zeit für unsere Fragen nehmen. Wie läuft das Geschäft?
Klomp: Das Geschäft läuft sehr gut. Wir erhalten – auch ohne viel Öffentlichkeitsarbeit – immer wieder neue Kundenanfragen. Meistens durch Mund-Propaganda oder über Beratungsstellen wie die KoKoBe`s (Kontakt-, Koordinierungs- und Beratungsstelle). Neue Kooperationspartner und neue Angebote von SeWo tragen ebenso zu diesem erfreulichen Zuwachs bei.
Worin besteht die Geschäftsidee?
Klomp: Wir bieten schwerpunktmäßig Eingliederungshilfe für Menschen mit geistigen und oder körperlichen Behinderungen im Bereich Wohnen an, auch „Ambulant Betreutes Wohnen“ genannt. Aber wir mögen den Begriff „Betreuung“ nicht so sehr, da er irgendwie „von oben herab“ klingt. Daher auch unser Firmenname „SeWo“ für „Selbstbestimmtes Wohnen“.
Menschen mit Behinderung so zu unterstützen, dass sie in der eigenen Wohnung wohnen sowie möglichst gut, eigenständig und selbstbestimmt leben können – das ist unser Auftrag.
Was ist das Besondere an Ihrer Dienstleistung?
Klomp: Da muss ich ein bisschen ausholen. Drei Dinge möchte ich nennen:
Erstens arbeiten wir konsequent kundenorientiert. Das heißt, bei uns steht wirklich der Mensch mit Behinderung mit seinen Wünschen, Interessen, Bedürfnissen und Bedarfen im Vordergrund.
Zweitens entwickeln wir passgenaue Hilfen. Dies ist die natürliche Schlussfolgerung aus unserer Kundenorientierung. Wir hören zu und passen unsere Angebote an den Menschen an und nicht andersherum.
Und drittens bieten wir das Persönliche Budget an und beraten hierzu aktiv. Beim Persönlichen Budget erhält zunächst nicht die SeWo als Anbieter das Geld vom Kostenträger, sondern der Mensch mit Behinderung erhält das Geld. Damit kann er sich dann die Dienstleistungen bei uns oder auch anderswo „einkaufen“. Das wirkt sich positiv auf die Autonomie und Selbstbestimmung aus.
Viele Anbieter machen einen weiten Bogen um das Persönliche Budget, aus Sorge, dass der Mensch mit Behinderung, dann ja „woanders“ hingehen könnte. Wir sagen: Wenn wir eine qualitativ gute und personenorientierte Dienstleistung erbringen, bleiben unsere Kunden. Und diese Haltung hat uns zu unserem bisherigen Erfolg geführt.
Wie viel Stunden Arbeit investieren Sie täglich in den Job?
Klomp: Ich habe über einen sehr langen Zeitraum 55 bis zu 70 Stunden pro Woche gearbeitet. Inzwischen habe ich mich auf 45 bis 50 Stunden pro Woche eingependelt. Dies ist mir möglich, da wir personell inzwischen sehr gut aufgestellt sind.
Die engsten Mitarbeiter wie die Assistenz der Geschäftsführung (Patrick Klahold), die Organisatorische Gesamtleitung (Sandra Gommers), die Pädagogische Fachberatung (Till Krechlok), und eine sehr gut funktionierende Verwaltung in den Bereichen Kundenverwaltung, Buchhaltung, Rechnungsstellung und Personalwesen (Mechthild Borgert, Sabine Güttes, Patrick Klahold) entlasten mich enorm und stets zuverlässig. Somit bleibt mir nun wieder mehr Zeit für meine Familie.
Wie viele Kunden (in der Woche)?
Klomp: Wir haben insgesamt 48 Kunden, davon leben 22 in Dinslaken. Einige unterstützen wir ein bis zwei Mal pro Woche. Der Großteil unserer Kunden wird aber täglich – auch nachts – durch uns unterstützt. Das erklärt auch, warum wir mehr Mitarbeiter haben als Kunden.
Wer sind eure Kunden, wen wollt ihr erreichen?
Klomp: Unsere Angebote richten sich an Menschen mit geistiger und / oder körperlicher Behinderung. Auch Menschen, die einen sehr hohen Unterstützungsbedarf haben, bis hin zu „rund-um-die Uhr“, werden durch uns unterstützt. Darüber hinaus haben wir viele Erfahrungen sammeln können im Umgang mit Menschen mit Autismus-Spektrum-Störungen.
Wann haben Sie das Unternehmen gegründet?
Klomp: Eine sehr gute Frage: vor ziemlich genau zehn Jahren. Am 07.08.2009 fing alles an. Damals habe ich noch alles selbst gemacht (Unterstützung, Anträge, Verwaltung, Öffentlichkeitsarbeit). Heute blicken wir auf zehn erfolgreiche Jahre zurück.
Daher darf ich die Gelegenheit nutzen und allen „Lohberg Mittendrin“-Leserinnen und Leser etwas zurufen: Herzliche Einladung zu unserem 10-Jahre-SeWo-Jubiläumsfest am Freitag, 13.09.19 von 16.00 bis 20.00 Uhr im und vor dem Ledigenheim Lohberg!
Denn neben unserem vielfältigen Bühnenprogramm im Saal des Ledigenheims Lohberg mit Tanz, Musik und Theater haben wir uns etwas ganz Besonderes überlegt: auf der Stollenstraße findet unser „Markt der Möglichkeiten“ statt. Hier präsentieren sich Unternehmen, Vereine, Initiativen und Beratungsstellen aus dem Stadtteil Lohberg und Umgebung und bieten vielfältige Mitmachaktionen an.
Tolle Angebote zum Jubiläum
Mit dem Kinderbergwerk von IGBCE, einem Glücksrad der katholischen Kirchengemeinde St.Marien Lohberg, einer Kunst- und Malaktion, durchgeführt durch die Künstlerin Walburga Schild-Griesbeck vom Atelier Freiart, einem Schminkstand der Offenen Hilfe der Lebenshilfe und anderen Angeboten ist auch an Kinder gedacht.
Auf dem Markt präsentieren sich außerdem die jeweiligen Standorte und Wohngemeinschaften, die von der SeWo GmbH unterstützt werden, auf akustische, visuelle und kulinarische Weisen. Als ein besonderer Gast wird das LVR-Inklusions-Maskottchen „Mitmän“ auf dem Markt der Möglichkeiten präsent sein und steht gerne zu einem Erinnerungsfoto bereit. Schauen Sie einfach vorbei, wir würden uns freuen!
Wo wollen Sie in fünf Jahren stehen?
Klomp: Wir wollen ein persönlicher Dienstleister bleiben. Daher ist bei uns gefühlt bei 100 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter „Schluss“. Größer wollen wir gar nicht werden.
Wir möchten gute Antworten finden auf die Herausforderungen durch das neue Bundes-Teilhabe-Gesetz (BTHG). Und wir möchten weiterhin unseren Part leisten auf dem Weg in eine inklusive Gesellschaft, die Menschen mit Behinderung nicht ausgrenzt und wo auch gar keine Integration von Menschen mit Behinderung erforderlich ist. Sondern in der es ein selbstverständliches und gelingendes Zusammenleben von Menschen mit und ohne Behinderung sowie Menschen mit und ohne Migrationshintergrund gibt.
Standortentscheidung: Warum Lohberg?
Klomp: Die Möglichkeiten im Ledigenheim Lohberg sind einfach klasse: ausreichend Bürofläche (derzeit über 300 m²) zu einem angemessenen Preis, darunter ein schöner, großer Seminarraum sowie die Möglichkeit, für größere Veranstaltungen den Großen Saal im Ledigenheim zu mieten. Wir sind seit Ende 2015 im Ledigenheim und vor zwei Jahren innerhalb des Hauses umgezogen, um uns zu vergrößern.
Dieses flexible Raumangebot, diese Erweiterungsmöglichkeiten im Haus schätze ich sehr. Zudem schätze ich die tollen Vernetzungs-Möglichkeiten zu anderen Akteuren im Stadtteil.
Darüber hinaus reizt es mich aber auch, hier in Lohberg ein Zeichen zu setzen, im Hinblick auf die teils sehr oberflächliche Wahrnehmung des Stadtteils. Wir sind gerne hier und werden auch hier bleiben.
Was macht Spaß in Lohberg, was nervt?
Klomp: Ich persönlich mag das historische Flair mit der prägenden Bergbaugeschichte hier im Stadtteil sehr. Ich bin Zechen-Liebhaber, ohne aber in Nostalgie zu verfallen – sondern mit einer Anerkennung, was hier die Menschen geleistet und im wahrsten Sinne des Wortes bewegt haben.
Mir gefällt es, miterleben zu können, wie in ehemaligen Zechengebäuden Neues entsteht. Ich bin sehr neugierig auf die weitere Entwicklung hier im Quartier: Ledigenheim, Bergpark, Zechenwerkstatt und Co.
Mir macht es Spaß, die Pausen zu nutzen, um den Bergpark zu genießen und den Blick über den Bergparksee schweifen zu lassen. Und ich weiß, das geht vielen unserer Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern ähnlich.
Darüber hinaus bin ich hinsichtlich meiner Mittagspausen sehr glücklich über die vielseitige Schnell-Gastronomie wie „Talip`s Schnellrestaurant“, „Pizzeria Bollywood“, „Ilhan`s Flammgrill“ und anderen.
Plädoyer für die schönen Seiten Lohbergs
Was mich hier im Stadtteil nervt? Vor allem, dass der Stadtteil häufig schlechter geredet wird, als er ist.
Lasst uns doch die Potenziale und schönen Seiten und Orte von Lohberg erkennen und wertschätzen. Es ist ein bisschen so, wie in unserer fachlichen Arbeit: hier achten wir darauf, dass wir nicht die scheinbaren Defizite sondern die Ressourcen und Fähigkeiten unserer Kunden in den Vordergrund stellen. Erst durch diese Betrachtungsweise können wir positiv zu ihrer Entwicklung beitragen.
Genauso halte ich es für sinnvoll, den Stadtteil Lohberg nicht zu zerreden, sondern den Blick auf seine Qualitäten und Potenziale zu richten. Wir jedenfalls möchten gerne zu dieser Perspektive beitragen und bringen dies mit unserem „Markt der Möglichkeiten“ am 13.09.19 zum Ausdruck.
Zum Abschluss: SeWo sucht noch Mitarbeiter
Vielleicht darf ich hier die Gelegenheit nutzen für einen weiteren Aufruf?
Wir suchen immer wieder Menschen, die unser Team ergänzen und bereichern wollen. Um bei uns zu arbeiten, braucht man nicht zwingend eine Fachkraft-Ausbildung im pädagogischen Bereich. Da wir sehr viele Assistenz-Leistungen anbieten, sind bei uns auch Quereinsteiger ohne einschlägige Berufserfahrung willkommen.
Was bei uns zählt, ist ein offener und wertschätzender Umgang mit unseren Kundinnen und Kunden. Weiteres Rüstzeug bieten wir über Fortbildungen und Teambesprechungen. Über Anfragen und Bewerbungen per E-Mail, gerichtet an: personal@sewo-nrw.de freuen wir uns.
Super, wir haben viel gelernt und drücken die Daumen, dass sich bei SeWo alles so entwickelt, wie Sie sich das erhoffen. Dann bis zum 13. September!
Serie Unternehmen in Lohberg
Bisher erschienen
Jens Förster vom Johannesplatz
Kultura Pflegedienst – Pflege nach kulturellem Bedarf
Werner Heuking und die Kreuzapotheke
Die Fahrschul-Akademie Niederrhein