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Ein Jahr lang hat Aleyna bei Mittendrin über ihr Jahr in den USA berichtet. In Talip’s Restaurant kam es nun zum ersten Treffen in echt. Ein herrlicher Moment – und Anlass, darüber zu sprechen, wie sich Lohberg nach so langer Zeit im Ausland anfühlt.

Philipp und Aleyna trafen sich zum Sonntagsfrühstück bei Talip

Das war wirklich ein besonderer Moment: So viele Monate hatten wir nur über das Internet Kontakt mit Aleyna. Mit Fotos und Texten hat sie uns regelmäßig ihre Eindrücke aus Amerika geschildert. Ein Stipendium des Bundestages hatte sie nach Fairfield in den US-Bundesstaat Illinois geführt. Dort lebte sie in einer WG, arbeitete, studierte und brach von dort aus mehrfach zu Reisen in die großen Metropolen auf. Aleyna lernte nach und nach Amerika kennen: seine Kultur, seinen Alltag, seine Menschen.

Ein Wiedersehen beim ersten Treffen

Als wir uns an diesem Sonntag bei Talip treffen, fühlt es sich ein bisschen so an, als würden wir nach langer, langer Zeit ein Familienmitglied wiedersehen. Im Juli ist sie nach Lohberg zurückgekehrt, den Kopf voll neuer Eindrücke und Impulse. Eine Reise in ein anderes Land weitet den Blick. Und wenn es dann noch das Land der angeblich unbegrenzten Möglichkeiten ist…

Ja, sie kann sich gut vorstellen, wieder nach Amerika zu reisen und dort für längere Zeit zu leben, erzählt sie. Gleichzeitig sagt sie: „Es gibt nichts Schöneres als Lohberg.“ Familie, Heimat, Freunde – wie wertvoll das ist, kann sie nun viel besser wertschätzen.

Abenteuer USA

Amerika war für sie ein Abenteuer, eine Bereicherung fürs ganze Leben. „Ja, ich bin wohl reisesüchtig geworden,“ bestätigt sie unsere Frage. Sie will die Schönheit der Welt sehen, die Städte, wo das Leben pulsiert. „In Amerika ist einfach alles größer,“ sagt sie und erzählt von den krassen Gegensätzen. Auf der einen Seite die Hektik und Dynamik der Millionenstädte, die sie während ihres Aufenthalts besuchte – Chicago, Los Angeles, Washington, New York.

Auf der anderen Seite verlebte sie einen großen Teil ihrer Zeit in Fairfield, Illinois. „Ich dachte immer, Dinslaken ist eine Kleinstadt, bis ich in Fairfield landete.“ Ländlicher Raum, ein kleines Örtchen mit 5000 Einwohnern. Ohne Auto ist man hier verloren. Man bleibt unter sich, jeder kennt jeden. Viele arbeiten im Agrarbereich, die meisten sind weiß, traditionsbewusst, und etliche besitzen nach altem US-Verständnis eine Waffe.

Einblicke in den amerikanischen Alltag

„Was ist anders im Vergleich zu Deutschland, was ist dran an dem Klischee, dass Amerikaner oberflächlich sind und wenig von der Welt wissen?“ fragen wir sie. „Der Umgang ist schon anders,“ sagt sie. Sie habe unglaublich freundliche und interessierte Menschen kennengelernt.

Nach ihrer Beobachtung ist es den Amerikanern wichtig, sich das Leben gegenseitig nicht schwerer zu machen als nötig. Interesse am Gegenüber kann dabei enorm hilfreich sein, auch wenn es manchmal nicht echt ist. Für sie persönlich hat es das Miteinander oft erleichtert.

Freundschaften und kulturelle Unterschiede

Gleichzeitig sei es jedoch schwierig, Freundschaften zu schließen, erzählt Aleyna. Vieles blieb unverbindlich, eine Verabredung fürs Kino erwies sich schon als eine große Hürde. Engere Bindungen hat sie trotzdem geknüpft, vor allem zu anderen Stipendiaten und auch einigen Amerikanern.

„So wie wir Vorstellungen von den USA haben, haben auch die Amerikaner ein Klischee von Deutschland im Kopf,“ stellt Aleyna fest. Mit manchmal witzigen Folgen: Dass sie nicht ständig Sauerkraut isst und kein Bier trinkt, hat wohl einige überfordert. Ebenso die Tatsache, dass Dinslaken nicht in Bayern in den Bergen liegt und hier Kohlekraftwerke und Stahlindustrie die Gegend prägen anstatt Dirndl und Oktoberfest.

Die Gegensätze zwischen Stadt und Land

„Amerika ist ein riesiges Land mit so vielen verschiedenen Facetten,“ sagt sie. Oft betont sie die Gegensätze zwischen Stadt und Land: In den Metropolen herrscht Hektik, die Leute wählen eher die Demokraten, und Vielfalt prägt das Straßenbild. Auf dem Land jedoch geht alles langsamer, etwa beim Plausch an der Supermarktkasse.

Sehr beeindruckt hat sie die Armut, die an vielen Orten Amerikas nicht zu übersehen ist. Eine Begegnung, die sie besonders berührte, war die mit einem kleinen Jungen, der mit seiner Mutter in einem Trailerpark lebte. Offen erzählte das vielleicht vier- oder fünfjährige Kinde, wie seine Mutter harte Drogen zu sich nahm.

Unmengen an Müll

Irritiert haben Aleyna die Unmengen an Müll. Spätestens jeden zweiten Tag musste der Abfall raus, so erlebte sie es in ihrer WG: Einweggeschirr, endlos viel Plastik, alles doppelt verpackt. „Wenn sich Amerika nur ein bisschen davon abschauen würde, wie wir in Deutschland Umweltschutz betreiben, wäre das ein Gewinn für die ganze Welt,“ ist Aleyna überzeugt.

Dennoch kann sie sich vorstellen, eines Tages wieder nach Amerika zurückzukehren und dort zu leben – vielleicht nicht für immer, aber für eine ganze Weile. So viel Neues gibt es dort noch zu entdecken. Wie auf der ganzen Welt.

Aleynas Blogeinträge im Überblick:

August 2024: Ein letzter Gruß und ein großer Dank

Juni 2024: Jetzt heißt es Abschied nehmen

Juni 2024: Wandern, Rocky und das Weiße Haus

Mai 2024: Ein Rendezvous mit der Sonnenfinsternis

März 2024: Ich arbeite jetzt in einer Marketing Agentur

März 2024: Unvergessliche Treffen zur Halbzeit in Washington

Februar 2024: Besuch aus Lohberg in Chicago

Januar 2024: Ein guter Start ins neue Jahr – Feiern in den USA

November 2023: „In New Harmony geht es ziemlich deutsch zu“

November 2023: Promi-Treffen in Harvard

Oktober 2023: Überwältigt von Chicago und New York

Oktober 2023: Besuch bei einem Schönheitswettbewerb

September 2023: Ankommen in Illinois – ein Auto muss her