Dienstagmorgen, 7.01 Uhr: Am Rande der Siedlung im Bergpark huschen zwei große Tiere vor der Haustür vorbei. Wölfe? Hunde? Die Bilder einer Überwachungskamera zeigen kein klares Bild. Wenig später kommt es zur Begegnung mit Menschen.

Der Schreck in der Nachbarschaft ist gewaltig, die Verunsicherung groß. In der WhatsApp-Gruppe warnt man sich am frühen Morgen gegenseitig. Die Kinder. „Das waren riesige Viecher“, beteuert eine Augenzeugin aus der Nachbarschaft, mit der wir sprechen konnten, die aber nicht mit Namen genannt werden möchte.
Sie steht den beiden direkt gegenüber, als die Tiere die Straße „Nachbarschaft“ verlassen. Die Anwohnerin will gerade ihre Kinder zum Kindergarten und in die Schule bringen. Plötzlich sieht sie die beiden Vierbeiner. Zum Glück sitzt sie schon im Auto. Direkt vor ihr stehen sie, seelenruhig, nur 1 Meter entfernt, im Scheinwerferlicht des Autos. In diesem Moment ist sie sicher: Es sind Wölfe.
„Die waren riesig“
Kurz vorher hatte sie noch eine Nachbarin gegrüßt, die mit dem Hund unterwegs war. Als sie sieht, wie die vermeintlichen Wölfe in Richtung der Nachbarin weiterziehen, legt sie den Rückwärtsgang ein. Sie will die Nachbarin warnen, hupt mehrfach. Daraufhin sucht ein Tier das Weite, das andere bleibt in Sichtweite. Auch die Hundehalterin versucht, die Gestalt zu vertreiben, schreit es an. Dann trollt es sich und läuft weg in Richtung Halde.
„Die waren riesig und ich habe auch kein Halsband gesehen“, erzählt die Augenzeugin. Aus dem Auto heraus hat sie die Tiere gesehen, als die beiden angeblich in aller Ruhe durch die Siedlung spazierten. „Auf einmal standen die vor dem Auto. Im ersten Moment habe ich gedacht, wer leint denn da seine Köter nicht an?“
Zwei Huskies entlaufen
Direkt nach der unheimlichen Begegnung informierte sie Polizei und die Nachbarschaft, auch in Sorge um die Kinder. Wenig später gibt die Entwarnung: Aller Wahrscheinlichkeit nach handelte es sich nicht um Wölfe, sondern entlaufene Huskies. Deren Besitzer war kein Unbekannter, schon öfter sind die beiden Hunde weggelaufen, heißt es bei der Polizei.
Mehrfach gingen am Dienstagmorgen Meldungen ein, bestätigt uns die Pressestelle. Zuerst um 6.38 Uhr vom Raymansgrund in Hiesfeld, wenig später in der Nähe der OIL-Tankstelle an der Hünxer Straße. Auch hier zeigt sich, dass Huskies und Wölfe sich sehr ähnlich sehen können: Der erste Anrufer berichtete von Huskies, der zweite von Wölfen. Erst auf Nachfrage räumte er ein, es könnte sich auch um Huskies gehandelt haben. Um 7.01 dann die Aufnahme in Lohberg an der Halde.

Jenny wohnt mit ihrer Familie in der Siedlung. Der Schreck sitzt ihr noch in den Gliedern. Dieser Morgen wird sie vermutlich so schnell nicht loslassen. „Das ist schon sehr beängstigend, gerade weil wir einen Hund haben. Man geht jetzt schon mit Angst Gassi“, sagt sie.
Viel Aufregung um nichts? Die Verunsicherung der Anwohner ist jedenfalls mehr als verständlich. Beim Anruf bei der für Wölfe zuständigen Stelle des LANUV wird uns bestätigt, dass in der Region schon mehrfach Wölfe beobachtet wurden. Auf der Webseite wolf.nrw sind die Sichtungen dokumentiert, die Karte zeigt allein die aus dem Jahr 2024.

Die Pressesprecherin des LANUV fordert deswegen Betroffene dazu auf, ihre Beobachtungen zu melden. Durch die Analyse von Fotos, Kot- oder Urinproben oder auch Fellresten kann dann geprüft werden, ob es sich tatsächlich um einen Wolf handelt.
Angst haben müsse man als Mensch eigentlich nicht. Auf der LANUV-Webseite gibt es Tipps, wie man sich bei einer Begegnung verhalten sollte:
Wenn Sie einen Wolf sehen, verhalten Sie sich bitte ruhig. Bleiben Sie stehen und halten Sie Abstand. Sprechen Sie das Tier ruhig an, falls es noch nicht auf Sie aufmerksam geworden ist. Bevor es (vermutlich rasch) verschwindet, versuchen Sie sich sein Aussehen gut einzuprägen und melden Sie die Sichtung an das LANUV oder den zuständigen regionalen Luchs- und Wolfsberater. Es ist auch sinnvoll ein Foto zu machen – allerdings nur, wenn sie sich dabei dem Tier nicht weiter annähern, um ein besseres Bild zu bekommen oder es gar verfolgen.
Wenn Ihnen die Situation nicht geheuer ist, laufen Sie nicht davon, sondern gehen Sie langsam rückwärts und sprechen Sie dabei laut. Falls der Wolf nicht wegläuft oder sich Ihnen wider Erwarten annähert, halten Sie an, schreien Sie ihn an und klatschen in die Hände. Versuchen Sie ihn einzuschüchtern, indem Sie sich groß machen und eventuell etwas nach ihm werfen.