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22.30 Uhr, Donnerstagnacht in Lohberg. Mit einem Messgerät sind wir auf der Suche nach Lärm. Wir wollen die Behauptung überprüfen, dass man in Lohberg nachts nie seine Ruhe hat.

„In Lohberg hat man nachts nie seine Ruhe. Schreie, Schüsse, Autos, Lärm.“ So eines der zehn Vorurteile, die wir in unserer Serie einem gründlichen Check unterziehen wollen.

Gründlich heißt in diesem Fall: Wir messen nach. Zumindest stichprobenartig wollen wir prüfen, wie viel Geräusch uns im Stadtteil tatsächlich entgegenschallt. Rasit hat dazu extra ein „Integrating Averaging Sound Level Meter“ organisiert, ein hochsensibles Messgerät.

Mit dem Messgerät unterwegs

Damit können wir in Dezibel messen, abgekürzt dB. Zur Orientierung: Ein Bohrhammer bringt es auf rund 100 dB, ein Gespräch auf 50 bis 65 dB, beim Flüstern liegen wir bei 30 dB.

Unsere erste Station ist die Feuerwache an der Hünxer Straße. Wir stehen direkt auf dem Bürgersteig, vor uns fahren vereinzelt Autos in angemessener Geschwindigkeit. Unser erster Richtwert: maximal 70 dB. Als Vergleichswert schlägt unsere Lärmtabelle eine alte Spülmaschine vor.

Autoverkehr, das ist in Lohberg so normal wie in jedem anderen Stadtteil auch. Die Hünxer Straße ist um diese Zeit gut befahren. Etwa alle zehn Sekunden kommt ein Auto vorbei, manchmal auch mehrere, Tendenz abnehmend, je näher die Nacht heranrückt.

Für manche Anwohner ist das eine Qual. Sie sehen die Nord-Tangente und einer Verkehrsberuhigung auf der Hünxer Straße herbei. „Wir wohnen wirklich gerne in Lohberg. Aber der Verkehr ist fürchterlich. Mit geöffnetem Fenster schlafen geht überhaupt nicht, leider. Mein Mann kann seit Jahren nicht ohne Ohrenstöpsel schlafen“, schrieb uns Christiane Ließchen auf Facebook.

Die Hünxer Straße ist auch nachts rege befahren.

Je weiter man die Hünxer Straße hinter sich lässt, desto ruhiger wird es. „Gehen Sie doch mal nachts durch Lohberg. Sie werden feststellen: Es ist ruhig“, sagt Egbert Doernemann von der Polizei Dinslaken. Unser Messgerät bestätigt das. Auf der Steinstraße landen wir bei 35 Dezibel, das liegt kurz vorm Flüstern. Das allgegenwärtige Rauschen des Verkehrs summt irgendwo im Hintergrund, ansonsten ist es mucksmäuschenstill.

Die Polizei hat dafür eine einleuchtende Begründung: „In der Regel wird es nachts lauter, wenn Gastronomie vorhanden ist. Da ist das Angebot in Lohberg eher überschaubar. Daher ist es dort tendenziell eher ruhiger als in Stadtteilen mit mehr Kneipen und Restaurants.“

Bei Talip ist es lebendiger

Logisch, da wo Menschen unterwegs sind, wird es in der Regel lauter. Das stellen wir auch beim Lärm-Check fest. Die höchsten Ausschläge macht unser Gerät bei Talip im Restaurant. 62 Dezibel. Dafür reichen fünf Gäste und ein Fernseher, der im Hintergrund läuft. Die gesamten Messergebnisse aus Lohberg haben wir übrigens im Video für euch zusammengefasst, das ein paar Absätze oberhalb eingebunden ist.

Auch Tugrul Ortakci kennt hat das so kennengelernt. „Manchmal gibt es laute Musik von den Nachbarn, im Sommer sind viele Kinder bis 22 Uhr auf dem Spielplatz. Ansonsten ist es eigentlich ruhig“, schreibt Tugrul, der im Zentrum von Lohberg wohnt. Vermutlich der schönste Lärm, den man sich wünschen kann.

Umfrage spricht für ruhige Nächte

Natürlich ist uns klar, dass unser Spaziergang mit dem Messgerät nicht repräsentativ sein kann. Aber auch in unserer Umfrage auf Facebook fanden drei von vier Leuten keinen Grund zur Klage. Die anderen 15 haben wir alle angeschrieben, damit sie uns erzählen, was sie denn stört. Leider blieb die Recherche erfolglos. Bis auf die Rückmeldungen von Tugrul und Christiane gab es keine brauchbaren Antworten. Neun haben sich nicht zurückgemeldet, drei sprachen von einem Missverständnis und einer hatte die Enkeltochter mit dem Handy spielen lassen.

Unsere Bilanz: Was den Lärmpegel angeht, ist Lohberg im Großen und Ganzen ein wunderbar ruhiger Stadtteil, wo man friedlich schlafen kann, wenn man nicht direkt an der Hünxer Straße wohnt. Die Aussagen, wonach es hier immer wieder lautstarke Auseinandersetzungen gibt, konnten wir soweit nicht bestätigt finden. Hinweise gab es allerdings darauf dass bisweilen zu schnelle Autos in den kleineren Straßen Ärger bereiten. Dieses Thema werden wir aber noch gesondert behandeln.

Ihr habt Lohberg anders kennengelernt, wenn es um Lärm geht? Dann schreibt uns an info@lohberg-mittendrin.de und erzählt uns eure Geschichte!

Bisherige Folgen

Vorurteile-Check (2): Wen weckt hier der Gebetsruf?

Vorurteile-Check (1): Wer hat Angst vor Lohberg in der Nacht?

Serienstart: Zehn nicht ausgedachte Vorurteile über Lohberg

Gastbeitrag: Keine Spur von Hass