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Modern, komfortabel wie ein Hotel, mit erstklassiger Pflege und allem, was das Herz alter Menschen begehrt – der Betreiber Insanto und der Bauträger Cureus kündigen die an der Hünxer Straße entstehende stationäre Pflegeeinrichtung vollmundig an. Im Frühjahr 2022 sollen die ersten Bewohner:innen einziehen können. „Uns liegen bereits einige Anfragen aus dem ganzen Stadtgebiet vor“, erklärt eine Sprecherin von Insanto.

Die Baustelle, vom Lohberg Corso aus fotografiert

Aber ist Lohberg der richtige Standort für ein schickes Pflegeheim eines privaten Investors? Insanto sitzt in Gütersloh, Cureus im Landkreis Celle, Lohberger Insider sind folglich beide nicht. Im Gegensatz zu Yasimin Zorlu, Inhaberin des Dinslakener Pflegediensts Kultura Pflege und Mitglied des Integrationsrats. „Die Zeit ist noch nicht gekommen“, ist sie überzeugt. „In Lohberg wird es noch zehn bis 15 Jahre dauern, bis für die türkische Community stationäre Pflege im Alter infrage kommen wird.“ Traditionell pflegen die Familien, vor allem die Frauen, ihre betagten Angehörigen.  

Yasimin Zorlu: Bedarf ist noch nicht da

Zwischen 1961 und 1973 kamen etwa 867.000 Personen aus der Türkei nach Deutschland, rund 500.000 kehrten wieder zurück. Viele Menschen, die hier blieben, sind jetzt alt. Darum wird kultursensible Pflege zunehmend ein Thema.  Aber: „Wir von Kultura Pflege mussten jede Menge Öffentlichkeits- und Überzeugungsarbeit leisten, um für die ambulante Pflege Vertrauen zu schaffen“, erzählt Yasimin Zorlu. „Die Familien nehmen nicht gerne Hilfe von außen an und sagen ‘Wir schaffen das selbst‘ und für viele ist es auch ein finanzielles Problem, sie brauchen das Pflegegeld.“ Ein Seniorenheim würden sie höchstens mal für Kurzzeitpflege in „Akutsituationen“ brauchen.

Fotos: Gilla Schröer

Als Zielgruppe für die 80 Pflegeplätze in der Seniorenresidenz sieht Yasimin Zorlu die deutsche Bevölkerung in Lohberg und anderen Stadtteilen. „Der Bedarf an stationärer Pflege ist hoch, das wird schnell gehen.“

Die Wahl des Standorts Lohberg erklärt sich die Pflege-Expertin so, dass „Fremdinvestoren“ prüfen, wo noch keine Konkurrenz besteht. Eine stationäre Pflegeinrichtung gibt es hier noch nicht. An der Hünxer Straße entsteht also ein Pflegeheim, dass eher weniger für die Menschen im Stadtteil geeignet ist. Yasimin Zorlu gibt auch zu bedenken, dass sich die meisten Lohberger einen Platz wohl nicht leisten könnten. „Dann müsste die Stadt zahlen.“ Sie findet es schade, dass ein privates Unternehmen den Vorstoß in Lohberg macht, denn „Unternehmer wollen grüne Zahlen sehen“.

Bewerbungen für Jobs sind schon möglich

Wie auch immer man dazu steht, erfreulich ist, dass es laut Betreiber 70 Arbeitsplätze geben wird, für die man sich auch bereits unter info@insanto.de bewerben kann. Mitarbeitende mit ausländischen Wurzeln seien willkommen und würden bei der Integration unterstützt, ebenso wie Seiteneinsteiger in der Pflege.