Mitarbeiter der Caritas schlagen Alarm: Sie befürchten, dass angesichts der prekären Haushaltslage in Dinslaken wichtige Angebote in Lohberg wegbrechen und fordern die Stadt auf, sich mit ihnen auf die Suche nach möglichen Lösungen zu machen.
Am Freitag lud die Caritas die Presse ein, wenig später wurde auch auf dem Instagram-Kanal des Sozialverbandes ein Hilferuf veröffentlicht. Die Botschaft: Die Zukunft des Bildungsinnovationszentrums Marien Lohberg (BIZM-L), der Schulsozialarbeit in der GGS Lohberg oder der Häuser der offenen Tür ist ungewiss.
Die Finanzierung droht wegzufallen. „Dabei sind sie für die Gemeinschaft in Lohberg unverzichtbar. Ohne ausreichende Mittel drohtihr Ende“, warnt Sebastian Hein von der Kinder-OT. Auch Katharina Mikusch vom BIZM-L zeigt sich besorgt. Sie hat Angst, dass die Arbeit der vergangenen Jahre für die Katz war. „Wir haben über Jahre Netzwerke und Vertrauen aufgebaut. Wenn das Projekt endet, bricht vieles weg“, sagte Mikusch laut einem Bericht der NRZ vom Freitag.
Zwei Förderprogramme fraglich
Anlass ist die Unsicherheit, ob die Förderung der BIZM-L-Stellen über das nächste Schuljahr hinaus möglich ist. Das Zentrum wird derzeit mit städtischen Mitteln in Höhe von 132.000 Euro jährlich finanziert. In der Vorlage der Verwaltung für den Stadtrat heißt es aber nun: Zum Ende des Schuljahres 25/26 ist die Fortsetzung zu prüfen.
Eng damit zusammen hängt ein neues Förderprogramm von Bund und Land, das so genannte Start-Chancen-Programm. Es richtet sich an Einrichtungen mit einem hohen Anteil an sozial benachteiligten Schülerinnen und Schülern. Auch die Grundschule Lohberg soll gefördert werden. Das ist erst einmal eine gute Nachricht.
Prüfauftrag für 2025/26
Dumm nur: Damit es mit der auf zehn Jahre angelegten Förderung klappt, muss die Stadt einen Eigenanteil bezahlen: Rund 243.000 Euro. Das will die Stadt auch möglich machen, ist aber darauf angewiesen, dass der Kreis Wesel zustimmt. Er ist die Aufsichtsbehörde, die Stadt muss ihre Ausgaben dort genehmigen lassen. Und muss davon ausgehen, dass streng geprüft wird.
Darum lautet nun die Einschätzung der Stadt mit Blick auf Start-Chancen-Programm und BIZM-L:
Aufgrund der städtischen Haushaltslage wird die Durchführung beider Maßnahmen seitens der Verwaltung kritisch gesehen. Nach Auslaufen des Projektes zum Schuljahresende 2025/26, d.h. zum 30.07.2026 wäre eine Fortführung bzw. Verlängerung des BIZM-L daher zu prüfen.
Die Sorge der Caritas-Mitarbeiter ist nun groß. Seit 2016 hat das BIZM-L Kinder und Familien beim Übergang in die Schule begleitet und betreibt auch das durchaus beliebte Eltern-Café. Auch bei der Schulsozialarbeit sieht es schwierig aus. Mitarbeiterin Anna Metger berichtet von Kürzungen bei den Personalkosten für die Schulsozialarbeit, Sachkosten und Weiterbildungen müssten allein durch die Caritas getragen werden.
Leere Plätze in der Notgruppe
Auch aus der Kita St. Marien ist Kritik zu hören. Demnach hat die Stadt Dinslaken den Caritasverband gebeten, eine Notgruppe für Kita-Kinder einzurichten, da in Lohberg ein Mangel an Plätzen vermutet wurde. Doch die Gruppe konnte nur zur Hälfte belegt werden – die Kosten muss der Träger jetzt laut Caritas zurückzahlen.
Die Haushaltslage der Stadt Dinslaken ist eng, das ist kein Geheimnis. Doch Lohberg ist ein Stadtteil, der Unterstützung braucht. Wenn Projekte wegbrechen, steigt das Risiko, dass mühsam aufgebautes Vertrauen verschwindet und neue Probleme entstehen.
Keine Rückmeldung der Stadt
Bemerkenswert ist der Appell der Caritas-Mitarbeitenden an die Stadt, in einen „konstruktiven Dialog“ einzutreten. „Es ist an der Zeit, das Engagement unserer Mitarbeiter:innen anzuerkennen und Lösungen zu finden, die die Zukunft von Lohberg und seiner Familien sichern“, heißt es in dem Posting der Caritas. Der NRZ sagte die Caritas, sie habe mehrfach die Stadtverwaltung kontaktiert – aber bisher keine Antwort erhalten. Das wird die Sorgen nicht eben kleiner machen.