Wann beginnt der Neubau der Bezirkssportanlage? Im Jahr 2021, hieß es noch vor einem Jahr. Doch nun wächst die Sorge vor einer weiteren Verzögerung. Wir haben uns bei den wichtigsten Akteuren umgehört, wie sie die Chancen bewerten.
Die Ausgangslage
Ist verzwickt. Über Jahre stand fest, dass nach dem Umbau der Anlage beim SuS 09 die Lohberger Vereine an die Reihe kämen. Doch im Februar 2021 hieß es plötzlich: Stillstand. Nach Angaben der Stadtverwaltung, weil VfB und RWS sich über eine gemeinsame Nutzung des Geländes nicht verständigen konnten.
Nun soll eine sogenannte Mediation helfen: Ein neutraler Vermittler des Landessportbundes unterstützt die Vereine dabei, gemeinsame Lösungen zu erarbeiten. Übernommen hat die Aufgabe Peter Wehr, Vorsitzende des Essener Sportvereins TVG Holsterhausen. Die ersten Treffen haben bereits stattgefunden.
Dem Vernehmen nach ist die Stimmung konstruktiv. Beide Vereine signalisierten mehrfach, dass ein frühzeitiger Baubeginn nicht an ihnen scheitern soll. Und legten für einige Detailfragen schon vor dem Beginn der Mediation gemeinsame Antworten vor, zuletzt etwa zur Aufteilung der Bandenwerbung. Die Gespräche dauern an. Bei der nächsten Sitzung des Sportausschusses am 26. Mai soll über die Ergebnisse und den weiteren Verlauf der Sanierung beraten werden.
Die Einschätzung der Vereine
Die Vorsitzenden Ali Acabuga (RWS) und Karina Wistuba (VfB) wehren sich entschieden gegen Vorwürfe, die beiden Vereine seien nicht in der Lage zusammenzuarbeiten, würden sich sogar hassen. Beide versichern, sie stünden in engem Kontakt. Mehrfach demonstrierten sie Einigkeit, dokumentierten Treffen mit Fotos und gemeinsamen Postings in sozialen Netzwerken.
„Ein baldiger Beginn der Umbaumaßnahmen ist nicht nur für beide Vereine von großer Wichtigkeit. Auch für den Stadtteil mit all seinen Bürger/-innen, insbesondere den Kindern und Jugendlichen, ist dieses Thema eine Herzensangelegenheit“, stellte Acabuga vor einigen Wochen in einem Schreiben an die Ratsfraktionen klar.
Die Einschätzung der Stadtverwaltung
Wegen des laufenden Mediationsprozesses hält sich die Stadt mit Aussagen bewusst zurück. Grundsätzlich gehe es um Detailfragen zur gemeinsamen Nutzung der Sportanlage. Über mögliche Auswirkungen auf die Reihenfolge der Sanierungsarbeiten müsse die Politik entscheiden.
Die Einschätzung der Politik
Mittendrin hat alle Parteien aus dem Dinslakener Rat um eine Stellungnahme gebeten. Bis auf UBV und AWG haben bis heute (5. April, 18 Uhr) alle geantwortet. Grundtenor der Aussagen: Nur wenn das Mediationsverfahren erfolgreich verläuft, kann die Sanierung der Sportanlage beginnen. Allerdings lassen Zwischentöne aufhorchen. Auch weitere Bedingungen werden genannt.
Glasklar äußern sich FDP, die Linke und die PARTEI. „Die FDP-Fraktion unterstützt das Projekt uneingeschränkt und fordert die rasche Umsetzung des Neubaus der BSA (Bezirkssportanlage, die Red.)“, heißt es bei den Liberalen. Im Sportausschuss werde man den Beginn der Bauarbeiten befürworten. Auch die Partei sieht mit dem Beginn des Mediationsverfahrens die zentrale Bedingung für den Baubeginn erfüllt, weist aber darauf hin, dass dieser Prozess „im Interesse aller Beteiligten nicht nur begonnen, sondern auch zu Ende geführt werden muss.“ Ähnlich äußerte sich Gerd Baßfeld von der Linken im Gespräch mit Mittendrin.
Die Grünen erkennen ebenfalls an, dass die Lohberger Vereine sich ernsthaft um Lösungen bemühen. Sollten in dem ein oder anderen Bereich Fragen offen bleiben, soll es ihrer Ansicht nach in Lohberg zur Not mit Teil-Bauabschnitten losgehen. Als erstes solle mit den Kunstrasenplätzen begonnen werden. Zeitgleich müsse man sich um einen Nutzungsvertrag bemühen, der insbesondere die Wintermonate für die Senioren mitdenkt.
Großen Wert legen die Grünen auf eine Lösung, die langfristig angelegt ist. Sie schließen dazu ausdrücklich die Aussichten der Jugendarbeit mit ein – und zwar auch die von Wacker Dinslaken und der SGP Oberlohberg. Begründung: Alle vier Vereine konkurrieren im engen Umfeld um dieselben Jugendlichen. Sobald „klar und glaubhaft“ erkennbar sei, dass ein sportliches Zusammenleben von RWS und VfB möglich ist, müsse daher für den Jugendbereich aller vier Vereine ein geschlossenes Konzept mit klaren „Problemdefinitionen und Lösungsansätzen“ her.
Bei CDU und SPD klingen hingegen Vorbehalte an. So macht die Union ihre Zustimmung von einem überzeugenden Nutzungskonzept abhängig. Ein solches Nutzungskonzept erwarte man für die nächste Ausschusssitzung.
Hierbei gehe es auch um den langfristigen Bedarf und die absehbare Auslastung der Sportanlage. „Es darf aus unserer Sicht nicht passieren, dass ein millionenschweres Sanierungsvorhaben verabschiedet wird, ohne dass vorher festgezogen worden ist, wer, die Anlage wie nutzt“, heißt es in der Stellungnahme der CDU-Fraktion. Dies sei sicherlich auch im Interesse der Vereine.
Die Sozialdemokraten halten sich mit einer konkreten Einschätzung der Perspektiven für RWS und VfB vergleichsweise zurück. In ihrer Stellungnahme betont die SPD die Verantwortung beider Vereine: Die Vereinsvertreter hätten in der Detailplanung nicht zueinander gefunden, im Anschluss sei ein „Hilferuf“ der Verwaltung erfolgt. Das Mediationsverfahren begrüße die SPD-Fraktion sehr, es stelle eine Chance für die Sanierungsarbeiten dar.
Wichtiger Hinweis: Die Stellungnahmen der Parteien haben wir zusammengefasst und gekürzt. Sämtliche Antworten haben wir ungekürzt und 1:1 >>>hier für euch dokumentiert.
Schlussfolgerungen
Ob sich im Sportausschuss Ende Mai eine Mehrheit für den schnellen Beginn der Bauarbeiten findet, bleibt offen. Beide Vereine werden noch viel Überzeugungsarbeit leisten müssen. Aber sie sind am Ball. Dass sie in den vergangenen Wochen so intensiv den Austausch suchen wie wohl nie zuvor in ihrer Geschichte, ist ein gutes Zeichen. Für die Vereine, für den Sport, für den Stadtteil.
Das Mediationsverfahren ist der Hebel, mit dem VfB und RWS etwas bewirken können. Verwaltung und Politik müssen ihnen dabei so viel Unterstützung an die Hand geben wie möglich. Auch braucht es einen klaren und verlässlichen Kriterienkatalog, an denen sich die Vereine mit ihren Antworten für die Zukunft orientieren können. Damit es von Seiten der Vereine nicht wieder heißt: „Was sollen wir denn noch alles tun, damit es losgeht?“
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