Vor drei Wochen sind Kenneth und Fahrur von Indonesien nach Deutschland geflogen. Im Seniorenheim an der Hünxerstraße machen Sie eine Ausbildung zum Koch. Ein Gespräch über erste Eindrücke in Deutschland und Lohberg.
Sie sind um die halbe Welt gereist. Ihre Heimat: Cilacap und Bandung, das sind Städte in der Provinz Java, Indonesien, rund 11.000 Kilometer von Lohberg entfernt. Vor dreieinhalb Wochen sind sie in den Flieger gestiegen. Sie wollen lernen und etwas aus ihrem Leben machen.
Sprache, Umfeld, Arbeit – alles neu
In Deutschland werden sie dringend gebraucht. Fachkräfte sind Mangelware. Die Seniorenresidenz beschäftigt deswegen noch mehr Auszubildende aus Indonesien: Drei weitere arbeiten zur Zeit in der Pflege.
Wir treffen die beiden jungen Männer nach dem Feierabend in der Seniorenresidenz. Anfangs sind sie zurückhaltend. Seit sechs Monaten erst lernen Sie Deutsch und stürzen sich jetzt ins kalte Wasser. Weit weg von zu Hause, weit weg von den Eltern und Freunden.
in Lohberg fühlen Sie sich gut aufgenommen. Noch ist alles neu. Noch gibt es wahnsinnig viel zu lernen und zu entdecken. Vieles ist anders als in Indonesien. Aber das wird sich ändern. Drei Jahre dauert die Ausbildung. Im Anschluss wollen Sie noch ein paar Jahre dranhängen, später – vielleicht nach sechs oder zehn Jahren – dann zurück nach Indonesien. Die Eltern sehen und Familie.
Neugier auf ein neues Land
im Moment zählt das nicht, im Moment sind die beiden neugierig auf Deutschland, Dinslaken und Lohberg. Als Deutschland am Donnerstag bei der Europameisterschaft gegen Ungarn gespielt hat, waren sie in der Altstadt unterwegs und haben in einer Kneipe mit anderen Fußball-Fans das Spiel gesehen. Fußball finden sie klasse. „Na klar, Deutschland wird Europameister“, ist sich Kenneth sicher.
Viel zu entdecken gibt es auch in der Küche. „In Indonesien essen wir immer Reis“, erzählt Fahrur. „In Deutschland gibt es immer Kartoffeln.“ Heute gab es Fisch mit Remoulade, den fanden beide lecker. Gewöhnungsbedürftig: In Deutschland wird viel mit Käse überbacken. Zuletzt etwa die Kartoffeln mit dem Brokkoli. So etwas kennen sie aus der Heimat nicht. Das Lieblingsessen von Fahrur: Eindeutig die Spinat-Lasagne.
Kälteschock bei der Ankunft
Die Ankunft in Deutschland war ein kleiner Schock. „Es ist kalt in Deutschland“, sagt Kenneth auf die Frage, welche Unterschiede zur Heimat ihm aufgefallen sind. 19 Grad Außentemperatur sind es an diesem Freitag. Das kennen die beiden nicht und tragen lieber eine Jacke. In Indonesien ist das Klima tropisch, die Durchschnittstemperatur liegt bei 26, 1 Grad. Minus-Temperaturen oder gar Schnee – unbekannt.
Auch das Einkaufen ist anders. In Deutschland sind die Dinge deutlich teurer. Egal ob Lebensmittel oder andere Waren. „In Indonesien kostet eine kleine Schachtel Zigaretten umgerechnet einen Euro“ erzählt Kenneth. „Hier zahle ich fünf.“
Umgeben von Riesen
Aufgefallen ist Ihnen außerdem die Größe der Menschen. „In Deutschland sind alle riesig“, findet Fahruhr und schaut Benjamin Kluth an, den groß gewachsenen Chef der Seniorenresidenz. Beide lachen. „In Indonesien sind die Menschen kleiner, eher um die 1,70 m“, erfahren wir.
In Lohberg müssen sie sich noch umschauen. In den wenigen Tagen in der neuen Heimat galt die Konzentration erst einmal der neuen Wohnung an der Karl-Heinz-Klingen-Straße und dem neuen Arbeitsumfeld. Das Interesse am Stadtteil ist aber groß. Es gibt noch viel zu entdecken. Unter anderem das Zechengelände, was ist mit diesem riesigen Turm aus Metall auf sich hat, die beiden Moscheen im Stadtteil und die schönen alten Häuser aus der Gartenstadt.
Gut aufgenommen
Eine Ausbildung in Deutschland ist gut, da sind die beiden sich sicher. Beide arbeiten nun in der Küche. Die ersten Eindrücke: super! Ihr Chef Marvin ist nett, die anderen Kolleginnen und Kollegen auch. Und in die Abläufe in der Küche finden Sie sich schnell ein. Um 7 Uhr morgens beginnt der Dienst, in der Regel ist um 14.30 Uhr Feierabend.
„Ich möchte dazulernen, andere Länder, Kulturen und Speisen kennenlernen“, sagt Kenneth. Fahrur nickt, genau das will auch er. Beide sind überzeugt: Die Ausbildung in der Seniorenresidenz kann nur gut sein für ihre berufliche Entwicklung und wird ihnen helfen, ihre Träume zu verwirklichen.
Später, vielleicht in sechs oder auch erst in zehn Jahren, wollen sie zurück nach Indonesien. „Vielleicht, um ein eigenes Restaurant zu eröffnen“, überlegen sie. Mit Rezepten aus Deutschland. Fest gesetzt auf der Speisekarte: Spinat-Lasagne und viel Käse.
Vor einigen Monaten haben wir die Indien-WG am Johannesplatz besucht. Auch deren Bewohnerinnen und Bewohner machen eine Ausbildung in der Pflege. >>Hier unser Bericht