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Aufruf an alle, die sich mit der Lohberger Geschichte auskennen, vielleicht selbst ein Teil davon sind: Wer weiß mehr über Sophie Fröhlich, die Ur-Oma von Sandy Horschel? Sie lebte bis 1947 auf der Grabenstraße und leistete entschlossen Widerstand gegen Hitler und die Nationalsozialisten.

Mutter Sophie, Antonie (1928), Marga (1937), Hilde (1927], Fritz (?), Marlene (1935)

Am Montag hat Sandy einen Aufruf in der Facebookgruppe „Wenn du in Dinslaken aufgewachsen bist …“ veröffentlicht. Und ist ganz überwältigt von der großen Resonanz. Viele haben den Beitrag geteilt und kommentiert. Und zeigen sich beeindruckt von der Geschichte, die Sandy von ihrer Ur-Oma Sophie Fröhlich erzählt. Sie saß im Gefängnis, kämpfte gegen die Nazis, wurde später Mitglied im Dinslakener Rat.

„Ich fange leider viel zu spät an, über sie nachzuforschen. Über jegliche Informationen und Anekdoten bin ich dankbar!“, schreibt Sandy. Und erzählt dann eine Geschichte über Ur-Oma Sophie Fröhlich. Unser Angebot, ihre Schilderungen hier zu dokumentieren, hat sie gerne aufgegriffen.

Sophie Fröhlichs Geschichte

Sandy schreibt:

„Das ist meine Ur-Oma, Sophie Fröhlich. Geboren (17. oder 29.01.) 1903, gestorben 1973, ein paar Tage vor meiner Geburt. Während der Nazizeit hat sie proaktiv gegen Hitler und sein Gefolge gekämpft. Sie hatte in Dinslaken (oder Umgebung) eine Druckerpresse in einem Brunnen versteckt und hat mit ihren Unterstützern nachts Antipropaganda gedruckt. Sie hat Juden versteckt. Sie hat versucht, ihr Umfeld zu mobilisieren.

Nebenher hatte sie vier Töchter (Hilde, Antonie, Marlene und Marga) und einen schwerbehinderten Sohn, der noch als Kleinkind gestorben ist. Eine ihrer Töchter war Schwester im Feldlazarett (siehe Foto, meine Tante Hilde. Geboren1924, gestorben 2013).

Flagge zeigen im Gefängnis

Meine Ur-Oma wurde mehrfach erwischt, sie saß auch im Gefängnis. Dorthin hat sie sich Wolle bringen lassen, in rot, und hat statt Kindermützen Flaggen gestrickt und aus dem Fenster gehängt. Begnadigt wurde sie, da sie schwanger war.

Sie kam raus und hat weiter gekämpft.

Ihr Mann, mein Ur-Opa Fritz, war zu diesem Zeitpunkt schon schwer krank. Er hat lange Jahre unter Tage gearbeitet. Sie konnte daraufhin Lebensmittelscheine beim Amt abholen. Jedesmal wurde sie angewiesen, den Hitlergruß zu machen, ehe sie die Scheine bekommt. Sie weigerte sich 8 Wochen lang. Jedes Mal saß der selbe Beamte vor ihr.

Im Dinslakener Rat

In Woche 8 schrie er sie wieder an, gefälligst „vernünftig zu grüßen“. Sie guckte ihm in die Augen, hob den Arm und schrie, „so hoch liegt die Scheiße in Deutschland“. Sie bekam ihre Scheine diesmal. Weil er ihrer Ausdauer und Vehemenz nichts mehr entgegen zu setzen hatte.

Sophies Tochter Hilde Fröhlich war Lazarettschwester im 2. Weltkrieg.

Sie wurde eine der ersten Ratsfrauen in Dinslaken, 1946. 1947 kam meine Sophie mit meiner Oma und den Großtanten nach einem Besuch in der Tschechoslowakei nicht mehr nach Deutschland zurück. Bürokratie. Dort kam dann meine Mutter im Juli 1947 zur Welt.“

Sandy Horschel ist dankbar für jeden Hinweis, der sie mehr erfahren lässt vom beeindruckenden Leben ihrer Ur-Großmutter. Fragt Eltern, Großaltern, Urgesteine und Archivare. Solltet ihr Sandy etwas mitteilen können, könnt ihr sie direkt auf Facebook anschreiben oder eine Mail an die Redaktion über info@lohberg-mittendrin.de.