Am Samstag entdeckte Muhammed Catmak mitten auf der Teerstraße ein Reh. „Überhaupt nicht ungewöhnlich“, sagt Förster Michael Herbrecht. Gerade in einer Gartenstadt wie Lohberg seien Rehe sehr viel häufiger unterwegs, als gedacht. Weitere bemerkenswerte Erkenntnis: „Rehe haben keinen Hubschrauber.“
Muhammes staunte nicht schlecht. Am Samstag begegnete ihm zwischen den parkenden Autos auf der Teerstraße ein unerwarteter Besucher: Ein Reh. „Ein schönes Ereignis“, kommentiert er. Und machte ein Foto, das er Mittendrin freundlicherweise zur Verfügung stellte.
Für uns war das Anlass genug, das Bild bei Facebook zu teilen und uns zu erkundigen, wer ebenfalls von einer Begegnung mit einem sonst so scheuen Waldbewohner berichten kann. Patty Gerlings berichtete darauf von zahlreichen Treffen auf der Halde. „Rehe, Füchse, Wildschweine und einen Dachs hab‘ ich schon gesichtet“, erzählt sie auf Facebook.
Aber mitten auf der Teerstraße? Grund genug für eine Anfrage bei Förster Michael Herbrecht. Dessen Antworten uns einigermaßen überrascht haben:
Ein Reh mitten in Lohberg – wie ungewöhnlich ist das? Kommt das häufiger vor?
Es ist überhaupt nicht ungewöhnlich, dass Rehwild in den Städten zu sehen ist. Immer wieder werde ich von Stadtbewohnern angerufen, die ein Reh entdeckt haben. Aber überraschend daran ist weniger, dass sich das Reh zwischen die Gärten verläuft, sondern mehr, dass so wenige Menschen diese sehen.
Warum sucht das Reh den Weg in die Stadt?
Diese Wildart ist ein Kulturfolger und findet sich überall ein, wo das Nahrungsangebot ausreichend ist. Da diese Trughirsche mangels Feind zur Massenvermehrung neigen, werden bei hoher Anzahl viele Tiere in die bisher nicht erschlossenen Regionen gedrängt. Gerade wenn die Ansiedlungen mit Gärten durchzogen sind, fühlt sich das Reh hier äußerst wohl.
Tagsüber drücken sie sich gerne in Gebüschen und sind kaum zu sehen. Müssen sie fliehen, sind es oft nur kurze Strecken, die sie zurücklegen im Gegensatz zum Rotwild. Häufig gehen sie nach kurzem Lauf wieder in ein weiteres Versteck und achten darauf, dass sich kein Verfolger nähert.
Rehwild hat überraschend kleine Reviere, so dass sie oft bei der Flucht einen Bogen schlagen und nach einiger Zeit wieder an die alte Stelle zurückkehrt. Das einzige, was sie gar nicht mögen, sind freilaufende Hunde, die sie als Hauptfeind erkennen.
Welches Verhalten empfehlen Sie den Lohbergern?
Die Lohberger sollten Freude an der artenreichen Natur haben. Viele verschiedene Tiere zeigen, dass unser Umfeld noch gesund ist. Mein Wunsch ist natürlich, dass keine Hunde freilaufend unterwegs sind.
Wenn bekannt ist, dass Rehwild in einem Garten oder Buschland anzutreffen ist, sollten die Hunde stets an der Leine geführt werden. Häufig werden Rehe Opfer von Hunden, wenn diese in einen Zaun getrieben werden. Auf freiem Feld können sie dagegen gut fliehen.
Sollte ein Reh in einem vermeintlich dichten Garten gesehen werden, kann man es beruhigt dort lassen. Rehe haben keinen Hubschrauber, werden also meist in der nächsten Nacht wieder durch das kleine Loch verschwinden, was sie auch als Einwechsel nutzten. Rehe sind kleiner, als man denkt. Sie können sich gut durch Lücken drücken.