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Der Klassenerhalt ist längst unter Dach und Fach. Für den Bezirksligisten RWS Lohberg geht es um nichts mehr. Umso mehr freut sich die Mannschaft auf das letzte Highlight der Saison: das sportlich hochbrisante Derby gegen den VfB. Im Interview wirft der sportliche Leiter Murat Karakas einen Blick in die Zukunft.

Murat, die Rückrunde war für RWS ein Auf und Ab. Seit Ende März nur ein Sieg und sechs Niederlagen, teils deutlich. Was ist da los bei euch?

Karakas: Als es noch winterlich kalt war, konnten wir kaum trainieren. Hast du schonmal bei Ministemperaturen auf Asche gespielt? Das ist wie Beton. Es fehlt aber auch manchmal an Motivation. Nach oben geht nichts mehr, nach unten auch nicht. Da ist die Luft ein bisschen raus.

Und jetzt nur noch abspulen? Dienst nach Vorschrift?

Karakas: Na ja, unsere Mannschaft lebt ganz entscheidend vom Spaß am Spiel. Wir zählen zu den wenigen Vereinen, der auf diesem Niveau keine Prämien zahlt. Wenn es dann um nichts mehr geht, fällt es manchen schwer, alles reinzuhauen.

Überraschende Trennung von Trainer Ahmet Tutal

Personell ist es ja auch eng.

Karakas: Oh ja, im Moment haben wir nur 14 gesunde Spieler. Zwei haben uns in der Winterpause verlassen, die anderen sind verletzt, zum Teil langfristig.

Welche Rolle spielte die überraschende Trennung von Trainer Ahmet Tutal Ende April?

Karakas: Man kann dem Trainer keinen Vorwurf machen. Er hat uns in der Hinrunde weit nach vorne gebracht. Wir mussten dann aber feststellen, dass die Vorstellungen für eine erfolgreiche Gestaltung der Zukunft einfach nicht mehr zusammenpassten. Die Saison hätten wir gerne mit ihm zu Ende gespielt. Tutal hat sich dann für den klaren Schnitt entschieden.

Wer wird RWS in der kommenden Saison trainieren?

Karakas: Wir haben uns umgesehen und hatten auch einige Angebote. Inzwischen sind zwei Kandidaten in der engeren Auswahl, einer von den beiden wird es sein. Den Namen geben wir bekannt, wenn es so weit ist.

Update vom 25.5.: Vier Tage nach der Veröffentlichung des Interviews gab der Verein auf Facebook bekannt, den neuen Coach am 3. Juni vorstellen zu wollen. Nun werde man auch mit der Erweiterung des Kaders beginnen. In einem weiteren Post heißt es, die Mannschaft habe den neuen Trainer bereits kennengelernt.

Wie möchtest du den Kader verstärken?

Karakas: 14 Mann sind natürlich deutlich zu wenig. Wir müssen jetzt schauen, wie sich die Lage am 1. Juli darstellt, dann wissen wir, wer den Verein verlässt. Am liebsten hätte ich im Moment für jeden Mannschaftsteil ein bis zwei neue Leute. Besonders groß ist der Handlungsbedarf natürlich offensiv auf der rechten Seite, weil Tayfun Kazkondu zu Vierlinden wechselt.

Hohe Identifikation mit Lohberg

Wie kriegst du das eigentlich hin, neue Spieler zu RWS zu lotsen, ohne mit einem dicken Geldbündel zu wedeln?

Karakas: Der Zusammenhalt und die Identifikation mit dem Stadtteil, das macht schon eine ganze Menge aus. Bei uns spielen tatsächlich zu hundert Prozent Leute mit einem engen Bezug zu Lohberg, die meisten leben hier. Hier ist einer für den anderen da, der Satz auf unserem Schal „Wir sind eine Familie“ ist eben keine Floskel. Dafür verzichten Spieler dann auch auf den finanziellen Bonus.

Die Saison ist fast gelaufen, ihr steht im sicheren Mittelfeld. Für euren Lokalrivalen VfB Lohberg sieht es ganz anders aus, der Verein ist akut abstiegsbedroht.

Karakas: Das stimmt, beim Derby am kommenden Wochenende kann es das schon schon gewesen sein. Schon bei einem Unentschieden ist der VfB abgestiegen. Wir werden ihm aber nichts schenken, schon allein aus Fairness gegenüber den anderen Vereinen. Da steckt jetzt natürlich noch mehr Brisanz drin als ohnehin schon.

Das Derby ist für euch der letzte Höhepunkt der Saison.

Karakas: Auf jeden Fall. Ich sag immer, das Lohberger Derby ist das wichtigste in Deutschland, direkt nach dem Münchener Derby Bayern gegen 1860. Dafür muss ich noch nicht mal die Betreuer motivieren. Da will jeder gut aussehen, die Jungs werden an ihre Grenzen gehen. Aber das soll bitte alles fair und sportlich bleiben, wir wünschen uns ein Derby wie in der Hinrunde, ganz ohne Tumulte.

Derzeit ist Ramadan. Eine Schwächung für euch?

Karakas: Fünf, sechs Spieler fasten tatsächlich konsequent, aber wenn es gegen den VfB geht, ist das alles vergessen.