Der Kabarettist Muhsin Omurca stellt sich am 11. November im Ledigenheim vor. In seinem Programm „Integration á la IKEA“ rechnet er gnadenlos mit deutsch-türkischen Vorurteilen ab. Ein Interview.
Muhsin, am 11.11. kommst du nach Lohberg. Bringst du Erwartungen mit? Kennst du den Stadtteil?
Muhsin Omurca: Lohberg kenne ich doch, ich war schon zwei, dreimal im Ledigenheim. Die Abende waren großartig, fast immer ausverkauft und das Publikum wild durchmischt, 50 Prozent Deutsche, 50 Prozent Türken. An einen Abend erinnere ich mich besonders gerne, da saßen die Stadtgrößen vorne in der ersten Reihe. Weil es so voll wurde, haben die ihren Platz freigegeben und das Programm von hinten im Stehen verfolgt. Dinslaken hat seitdem einen besonderen Platz in meinem Gedächtnis.
Was dürfen die Leute von dir erwarten?
Muhsin Omurca: Cartoon-Kabarett. Ich bringe um die 80 Karikaturen mit, die parallel zu dem gezeigt werden, was ich vorne auf der Bühne mache. Ansonsten will ich nicht zu viel verraten. Nur so viel: Viele meinen ja, Integration bedeutet man müsse sich halt anpassen. Ich bringe meine ganz eigenen, satirischen Antworten mit, was Integration denn eigentlich bedeutet.
Haben Türken und Deutsche einen unterschiedlichen Humor?
Muhsin Omurca: Das werde ich oft gefragt. Humor hat doch auch viel mit Bildung und sozialem Hintergrund zu tun. Aber gut. Die Türken lachen gern und viel über sich selbst. Bei den Deutschen braucht es dafür schon den passenden Rahmen. Im Kabarett fordern sie dann aber immer möglichst viel Biss und Selbstkritik ein. Wenn es intelligent verpackt ist, lachen sie auch gerne über sich selbst.
Stimmt es, dass du den Begriff „Bio-Deutsche“ erfunden hast? Steht so bei Wikipedia.
Muhsin Omurca: Ja, das stimmt. Das war 1996. Mir ist der Begriff damals im Zusammenhang mit meinem Comic „Kanakmän“ eingefallen, da habe ich noch für die „taz“ gezeichnet. Weißt du, ich bin ja erst mit 20 nach Deutschland gekommen und musste die Sprache lernen. Das fühlt sich jetzt schon eigentümlich an, dass ich der deutschen Sprache ein neues Wort gegeben habe. Quasi mein Denkmal (lacht).
Du giltst als einer der Gründerväter der Ethno-Comedy, hast das erste deutschsprachige türkische Kabarett gegründet, bist 32 Jahre im Geschäft. Ist es in Zeiten von AfD und Erdogan schwieriger geworden, das deutsch-türkische Verhältnis satirisch zu behandeln?
Muhsin Omurca: Nicht unbedingt. Zwischen den Zuschauern und mir läuft das wie bisher. Seit ein paar Jahren kommen allerdings nur noch wenig konservative Türken. Die die dabei waren, fanden es aber toll. Ich kritisiere ja alle, jeder kriegt sein Fett weg, Deutsche genauso wie Türken. Und dann passiert meistens das, was so großen Spaß macht: Alle müssen einstecken, lachen dabei über sich selbst und danach reden sie sogar miteinander.
Danke fürs Gespräch, wir freuen uns auf deinen Besuch!
Tickets
Tickets für den Kabarett-Abend am Sonntag, 11. November ab 18 Uhr, gibt es in der Stadtinformation am Rittertor oder online unter reservix.de. Der Eintritt kostet 5 Euro.