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Super: Ich übernachte fast direkt neben dem Förderturm und dem Bergpark! Mein blitzsauberes Zimmer im neuen Hotel auf dem Zechengelände ist modern und gemütlich eingerichtet. Vom Fenster aus sehe ich zu Talip und der Moschee an der Hünxer Straße rüber, vom Badezimmer aus liegt mir die Zechenwerkstatt zu Füßen. Die Lage des St. Barbara Hauses auf dem Zechengelände ist einzigartig, das Personal aufmerksam und freundlich, das Frühstück reichlich und lecker… und eine Führung durch das ganze Haus habe ich auch erhalten.

So schön wohnt es sich dort und so nett sind die Menschen, die im Seminarhotel arbeiten: Yeter und Björn decken gerade die Tische für eine große Veranstaltung ein. Björn schleppt in jeder Hand einen Wasserkasten und Yeter stellt Gläser und Getränke auf die Tische. Nico hat an der Rezeption zu tun, seinem Hauptarbeitsplatz. Yeter und Björn haben leichte Beeinträchtigungen und Björn ist auf seinen E-Rollstuhl angewiesen. Für die drei jungen Menschen ist die Arbeit im St. Barbara Haus eine großartige Chance.

Arbeiten mit Anerkennung und gutem Gehalt

Nico freut sich: „Ich bin 29 und bekomme zum ersten Mal in meinem Leben ein richtiges Gehalt!“ Seit einem Monat ist er fest angestellt, vorher hat er in einer Werkstatt für Menschen mit Behinderungen gearbeitet, wie auch Yeter und Björn. Da gibt es nur sehr wenig Lohn. Nico fügt hinzu: „Hier werden wir gebraucht und alle sind sehr kollegial. Es gibt keinen Stress, weil wir auch Fehler machen dürfen. Und mein weiterer Jackpot ist, dass ich nur zehn Minuten Fahrtzeit habe.“ Björn ergänzt: „Hier macht die Arbeit Spaß.“ Er war schon mal auf dem 1. Arbeitsmarkt tätig, wurde aber dort im Burgerladen und in einem Sicherheitsdienst kaum gefördert. Yeter sagt lächelnd: „Wir mögen die Abwechslung mit den Seminaren, den Veranstaltungen und dem Kontakt zu den Gästen. Ich kann mich nicht beschweren!“ Auch sie und Björn werden in Kürze unbefristete Stellen im St. Barbara-Haus haben.

Claudia Titze-Lange betreut das einsatzfreudige Trio ganztags als Ergotherapeutin. „Ich bin dankbar dafür, dass sich hier jeder zeigen kann, wie er ist und sich weiter entwickeln kann“, sagt sie. „Jeder Tag beginnt mit einer Dienstbesprechung“, erklärt sie. Dann geht es an die Arbeit, und die ist reichlich. „Wir hatten bereits ein Wochenende mit drei Tagungen, die erste mit 160 Gästen“, erzählt sie. Dank guter Organisation und Zusammenhalt im Team hat alles prima geklappt. Zwei gelernte Hauswirtschafterinnen und Sandra Bongartz mit einer halben Stelle in der Verwaltung gehören ebenfalls dazu, sowei der Geschäftsführer.

Im inklusiven Hotel gibt es viele Chancen

Benedikt van Meerbeck weiß, dass manche Menschen in Lohberg das Hotel kritisch sehen und sich mit den Neuentwicklungen schwer tun. „Aber wir haben hier nicht irgendein Hotel eröffnet, sondern uns etwas dabei gedacht“, versichert er. Im inklusiven Hotel können sich Arbeitskräfte mit Behinderungen erproben und für den 1. Arbeitsmarkt fit machen. Zum Beispiel befindet sich eine Schulabgängerin mit einer Beeinträchtigung gerade erfolgreich im Langzeitpraktikum. „Wir geben diesen Menschen hier Chancen!“ Und 200 junge Leute, die hier Pflegeberufe lernen, sind auch ein Gewinn für den Stadtteil.

„Wir erhalten jede Woche mehr Anfragen und Buchungen“, berichtet Sandra Bongartz zufrieden. Auch Gäste aus Buxtehude waren schon da. Bald soll das Hotel und Veranstaltungshaus auch auf Plattformen wie booking.com vertreten sein, und dann werde es voraussichtlich kontinuierlich voll sein. Was jetzt schon klasse läuft, ist die Kooperation mit dem Restaurant ZeLoh: Hochzeitsgesellschaften feiern dort und auswärtige Gäste schlafen und frühstücken im St. Barbara-Haus.

Dort haben sie, wie die Reporterin selbst ausprobiert hat, allen Komfort und geschmackvoll gestaltete Räume. Mit bequemen Polstersesseln und Betten in Senfgelb und Weinrot, komplett neuem Mobiliar, geräumigen Badezimmern und Accessoires, die zur Zeche passen – das ist Benedikt van Meerbeck wichtig. „Wir haben auch mit Bedacht die Farbe von Kohle eingesetzt und in allen Räumen hängen Fotos mit Zechenmotiven.“ Seminarräume und die schicke Hotelbar bekommen noch Namen, passend zum Bergbau.

Individuell geschnittene Zimmer im sanierten Altbau

Nach angenehmer Nacht schlemme ich im großen, hellen Frühstücksraum. Von Cappuccino über Latte Macchiato und Tees, Saft, Brötchen, mehrere Brotsorten, Aufschnitt, Käseplatte, Obst, Müsli, Yoghurt, Marmelade, Eiern und mehr kann ich mich genüsslich stärken.

Die Hotelzimmer liegen alle im 2. und 3. Obergeschoss. In der ehemaligen Lohn- und Lichthalle haben sie individuelle Zuschnitte. Wegen des Denkmalschutzes bespricht der Geschäftsführer jede einzelne alte Türzage mit den Fachleuten. „Im Hotel müssen die Türen dem Brandschutz entsprechen und Geräusche abhalten“, betont er. „In der Waschkaue haben wir 50 Prozent ganz neu gemacht, das Treppenhaus ist vollständig neu.“

Im noch eingerüsteten hinteren Teil – der ehemaligen Waschkaue, sind die Zimmer standardisierter und alle barrierefrei, das heißt zum Beispiel mit Rollator gut zu nutzen. „Für Menschen mit Rollstuhl haben wir zwei Hotelzimmer mit extra dafür eingerichtetem Bad, in die wir Pflegebetten stellen können“, erläutert Benedikt van Meerbeck.

Die technische Ausstattung der Konferenzräume und der Klassenzimmer der Pflegeschule ist auf dem neuesten Stand, es fehlt an nichts. Die 200 Pflege-Azubis sitzen im Unterrricht auf grasgrünen ergonomischen Stühlen. In einem Klassenraum können sie an einer Roboterpuppe lernen, die auf Knopfdruck verschiedene Erkrankungen simulieren kann. Nach der Corona-Pandemie war es ein Anliegen, eine hochmoderne Lüftunganlage zu installieren, die die Luft in den Räumen filtert. Kostenpunkt: 800.000 Euro!

Große Terrasse und Sinnesgarten folgen noch

Den üblichen Ärger und die Verzögerungen bei so aufwändigen Bauvorhaben gab und gibt es auch hier, auch wegen der vorgeschriebenen europaweiten Ausschreibungen. So gab es etwa Probleme mit der Firma für die Fassaden, weswegen diese noch eingerüstet sind. Deshalb kann wir die 40 Meter breite Terrasse hinter dem Gebäude noch nicht gebaut werden. Dort sollen Teilnehmende von Veranstaltungen, Hotelgäste und Besucher aus dem Stadtteil unter freiem Himmel ausruhen und speisen können.

Ein großer Sinnesgarten, unter anderem mit Barfußpfad, wird gerade angelegt. Zurzeit sieht er aber noch sehr nach Baustelle aus. Das schönste Schmuckstück des Gebäudekomplexes ist die frühere Lichthalle mit dem gläsernen Pyramidendach, nun als großzügige Lobby der Treffpunkt für alle. Und weil der Träger die Caritas ist, kann ein Seminarraum auch als Kapelle genutzt werden. Jesus verbirgt sich dort im Wandschrank mit ausziehbarem Altar.