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Hier der dritte und letzte Teil unseres Interviews mit den früheren Erzieherinnen Lena Steenbreker und Monika Zampich: Wir sprechen darüber, was besonders lustig war – und was bei den Eltern wenig Begeisterung auslöste.

Lena Steenbreker (l.) und Monika Zampich traf Mittendrin auf dem Bauteppich der Kita St. Marien.

Es gab im Kindergarten jede Menge zum Lernen und Staunen. Vermutlich auch zum Lachen.

Lena Zu lachen gibt es jeden Tag etwas und anfangs habe ich noch eine Art Tagebuch geführt, um all die schönen Geschichten festzuhalten. Sowas kommt dann aber unter die Räder, wenn die Zeit fehlt. Gut erinnern kann ich mich an das Kind, das davon überzeugt war, einen Frosch im Hals zu haben. Das hatten morgens die Eltern gesagt, als es über ein Kratzen geklagt hatte. Das Kind hat den Frosch wörtlich genommen.

Kind weg!

Monika Ich habe immer so viel Freude gehabt an den kindlichen Übertragungen. Einmal im Wald kam ein Mädchen mit einem Schneckenhaus. Das hatte ein Loch. Und es war klar: Das ist das Fenster zum Haus. Und dann fragte das Mädchen: Das Schneckenhaus hat ein Fenster, eine Tür – haben die auch einen Fernseher?

Lena Manchmal kommt vor dem Lachen auch ein gehöriger Schreck. Ein Kind hat uns mal einen Streich gespielt und sich aus Spaß hinter einer Tür versteckt. Wir waren am Rande der Verzweiflung. Alle haben gesucht, die Kolleginnen und alle Kinder. Bis es dann nach 20 Minuten jemand gefunden hat. Das Kind fand das großartig und hatte einen Heidenspaß. Ich war fix und fertig für den Tag.

Früher Gruppenkind, heute Kollegin

So schöne Erinnerungen. Gibt es denn dann noch Kontakt zu den Kindern, die ihr in der Kita begleitet habt?

Monika (lacht) Durchaus, eines arbeitet jetzt als Erzieherin in der gleichen Kita wie ich. In den 80er hatte ich erst ihre Schwester und dann sie in der Gruppe, jetzt haben wir als Kolleginnen Seite an Seite zusammengearbeitet, sogar in derselben Gruppe. Und dann gibt es natürlich auch die, die jetzt Eltern geworden sind und ihre Kinder in die Kita bringen, die zweite Generation sozusagen. Und manchmal rufen Jugendliche deinen Namen, zum Beispiel auf dem Markt. Das sind schon tolle Begegnungen.

Lena Bei uns bestehen viele Bindungen über die Kindergartenzeit hinaus. Wir sind ja Familienzentrum und machen darum Angebote für Familien, nicht nur Kinder. Zum Beispiel gibt es einmal im Monat einen Spielabend. Da kommen viele ehemalige Kindergarteneltern und man bleibt in Kontakt. Manchmal verabreden wir auch einen Ausflug, zuletzt waren wir kegeln und im Escape-Room. Ich habe selbst sehr viel Spaß daran und werde dabei bleiben.

Monika Die Awo-Kita ist auch Familienzentrum. Die Elternarbeit nimmt seitdem einen viel größeren Raum ein und ist ein wichtiger Schwerpunkt geworden. Alle Belange, die eine Familie betreffen, sind dadurch bei uns Thema. Wir helfen und vermitteln an andere Stellen, zum Beispiel wenn es um die Schule geht, Sprachkurse oder auch Freizeit. Dadurch haben wir eine viel engere Bindung zu den Familien.

Am liebsten Matsch

Zum Abschluss wüssten wir gerne noch, welche Spiele ihr am liebsten gespielt habt.

Lena Den Bauteppich fand ich gut, Bälle fand ich gut, vor allem fand ich gut, etwas mit Schaum, Sand oder Matsch zu formen. Oder Farben. Da waren der Kreativität keine Grenzen gesetzt. Und eins noch: Sehr, sehr gerne habe ich vorgelesen. Kinder lieben es einfach, in Geschichten abzutauchen. Und wenn du mit einem ein Buch angefangen hast, setzen sich ratzfatz sechs, sieben andere dazu und hören zu. Eine ganz innige Stimmung.

Monika, stand bei dir auch das Lesen ganz vorne?

Monika Das Lesen gehört dazu und ich habe es gerne gemacht. Noch lieber aber das Sportliche, das Rennen, Springen, Toben und Klettern. Ich bin immer gerne in die Turnhalle gegangen oder noch draußen, wir sprachen ja schon über die Besuche im Wald. Und ich bin immer mit drauf auf die Klettergerüste, auch wenn zuletzt die Knochen ein bisschen wehgetan haben.

Und die Kinder sahen dann aus wie Sau…

Lena Das kam natürlich vor und nicht immer zur Begeisterung der Eltern. Aber die Kinder machen dabei ganz wichtige Erfahrungen für ihre Entwicklung. Wir haben uns darum immer dafür stark gemacht. Und den Eltern eingebläut: Bitte immer Klamotten anziehen, die auch dreckig werden dürfen. Und Sachen zum Wechseln mitbringen, wenn es direkt nach dem Abholen einen Anschlusstermin gibt. Im Sommer galt das ganz besonders. Wenn es heiß ist wie in den letzten Jahren, gibt es Wasserschlachten und es kann schlammig werden.

Monika An heißen Sommertagn haben wir die Kinder gerne mit dem Schlauch abgespritzt und manchmal auch das Wasser über eine Rutsche fließen lassen. Dann ging’s ab!

Herrlich! Liebe Lena, liebe Monika, wir bedanken uns, dass ihr euch so viel Zeit für Mittendrin genommen habt. Und wollen eigentlich zurück in den Kindergarten. Euch alles Gute!

Im ersten Teil des Interviews sprechen Lena Steenbreker (Kita St. Marien) und Monika Zampich (Awo-Kita) darüber, wie alles begann, was sich seit den 80ern am stärksten in der Arbeit verändert hat und was sie vermissen. In Teil zwei geht es um Stress, digitale Medien und die Magie des Waldes.


Zur Person

Monika Zampich begann 1984 als Erzieherin an der Johannesschule und wechselte 1987 in die heutige Awo-Kita, wo sie Ende 2022 mit viel Wehmut verabschiedet wurde.

Lena Steenbreker begann 1981 in der katholischen Kita St. Marien und war dort stolze 42 Jahre als Erzieherin tätig. Und das ohne Rückenprobleme! Seit dem Herbst 2022 ist sie ebenfalls im wohlverdienten (Un)-Ruhestand, dort aber bei jedem Besuch herzlich gerne gesehen.