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Seit mittlerweile zwölf Jahren ist Mehmet Keles Imker. Inmitten seiner rund 200.000 Bienen kommt er zur Ruhe. Wir sprachen mit ihm über ein faszinierendes Hobby.

Imkern ist ein Trend. Vor allem in den Städten. Der deutsche Imkerbund registriert Jahr für Jahr neue Mitglieder. Mehmet Keles war den Bienen schon zugetan, als das Imkern noch nicht so groß in Mode war. Zwölf Jahre ist das inzwischen her. Mehmet war damals 40 Jahre alt.

„Wenn ich bei meinen Bienenstöcken bin, kann ich alle Probleme vergessen“, erzählt Mehmet. „Manchmal schaue ich auch nur zu. Das ist so schön zu sehen, wie die Sammlerinnen in den Stock zurückkehren. Mit den unterschiedlichsten Pollen an den Füßen, manchmal grüne, manchmal rote, manchmal gelbe.“ Mehmet gerät dann schnell  in Schwärmen. „Es riecht so gut, ein wunderbares Gemisch aus Blütenduft, aus Honig und auch Propolis, einem Sekret, dass die Bienen produzieren, um den Stock sauber zu halten.“

Eine Königin für 50.000 Bienen

Im Hochsommer ist am meisten los. Dann fährt Mehmet mindestens einmal in der Woche für ein bis zwei Stunden zu der Streuobstwiese in Hiesfeld, auf der seine Bienenvölker leben. Aktuell sind es zwei, auf vier Stöcke sollen sie sich  bald wieder vermehren. Jeweils etwa 50.000 Tiere scharen sich um jeweils eine Königin. Nur sie kann Eier legen. An ihr hängt die Zukunft des ganzen Volkes.

„Vor den Bienen musst du wirklich keine Angst haben“, erzählt Mehmet. Wenn er einen Bienenstock öffnet, tut er das ohne jeden Schutz. Keine Handschuhe, kein Imkerhut mit dem weißen Netz vor dem Gesicht, wie man es so häufig im Fernsehen oder in Zeitschriften sieht. Natürlich, drei- oder viermal im Jahr werde er schon gestochen, räumt er ein. Aber dann habe er auch immer etwas falsch gemacht.

Nicht gefährlicher als Schafe

Im Bienenstock ist alles perfekt organisiert.

„Man lernt mit der Zeit, wie man sich verhalten muss“, sagt Mehmet. „Du musst dich ganz ruhig bewegen, du darfst nicht zu nah und zu lange vor den Biene stehen und es ist auch gut zu, wissen, wann die Lage entspannter ist.“ Zum Beispiel im Sommer, wenn ein Großteil der Sammlerinnen (diese stechen am ehesten mal) unterwegs ist. „Wenn du das beachtest, sind die Biene nicht gefährlicher als Schafe“, versichert er.

Die Mühe lohnt sich. Rund 40 kg Honig erntet er mit mit einem Bienenvolk pro Jahr. Einmal im Frühjahr, einmal im Spätsommer. „Das kannst  du nicht alleine essen“, lacht Mehmet.  Wann es Zeit wird für die Ernte, weiß Mehmet nicht durch den  Kalender, sondern einen Blick auf den Blütenstand auf der Wiese. Den ersten Honig sammelt er ein wenn die Linde blüht.

Alles begann mit einem Deckel

Dass er das Imkern damals für sich entdeckte, ist einem geschickt platzierten Hinweis vom deutschen Imkerbund zu verdanken: „Neu-Imker gesucht“, war auf der Innenseite vom Deckel eines Honigglases zu lesen. Das brachte Mehmet die Gespräche mit einem ehemaligen Kollegen in Erinnerung, der ihm von seinem leidenschaftlichen Hobby erzählt hatte. Dem Imkern.

Schnell fand Mehmet Anschluss beim Dinslakener Imkerverein. Direkt beim ersten Telefonat gab es eine Einladung zum Besichtigungstermin. Einmal dort, war es um Mehmet geschehen.

In den Stöcken sammelt sich der kostbar süße Honig.

Die Entscheidung stand: Mehmet besuchte ein Seminar und ließ sich die wichtigsten Tipps und Tricks für den Umgang mit einem Bienenvolk erklären. Jede Jahreszeit hat ihre eigenen Gesetze. Mal muss ein Imker zufüttern, mal muss er darauf achten, ob es im Stock zu voll wird und ein Schwarm sich ein neues Zuhause suchen wird. Zwölf Jahre ist das mittlerweile her. Die Faszination ist geblieben.