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Elif bäckt für Kayral, fast jeden Tag und auch nachts. Wobei „bäckt“ stark untertrieben ist: Elif Furuncu ist Torten-Künstlerin und schafft wunderschöne Kunstwerke für Hochzeiten, Geburtstage, religiöse Zeremonien und andere feierliche Anlässe. Ihr Sohn Kayral hat eine schwere Behinderung und der gesamte Erlös kommt ihm zugute. „Eine Torte für eine Therapiestunde“, sagt die Lohbergerin. „Ich will nichts verdienen. Kayral braucht ständig teure Therapien, ich mache das für ihn. Und weil es mir Spaß macht.“   

Elif Furuncu, ihr Mann und ihre drei Kinder leben schon lange in Lohberg, Elif ist hier geboren und aufgewachsen. „Nur nach unserer Hochzeit 2005 haben wir einige Jahre woanders gewohnt, bis wir hier eine Wohnung gefunden haben.“ Kayral wird im August 13, Elisa ist acht und Ali-Kemal vier Jahre alt. Kayral ist von Geburt an Epileptiker und musste seine ersten zehn Lebensmonate im Krankenhaus verbringen. „Elf verschiedene Medikamente haben die Anfälle noch verstärkt“, erzählt Elif sachlich. Sie ist selbst Krankenschwester, Altenpflegerin und eine erfahrene Stationsleiterin – Kayral ist bei ihr in den besten Händen.

„Meinen Beruf kann ich trotz des großen Personalmangels in der Pflege nicht ausüben, weil mein Mann Schichtdienst macht und meine verfügbaren Zeiten nicht in die Zeitpläne der stationären und ambulanten Pflege passen“, bedauert Elif. „Auch die Seniorenresidenz, die jetzt in Lohberg eröffnet, hat mir das gesagt.“ Die herzliche und zupackende Elif kümmert sich um Kayral, der auf den Rollstuhl angewiesen ist und eine Schule für Kinder mit schweren Behinderungen in Oberhausen besucht, und um seine Geschwister, die in die Hagenschule und die Lohberger Kita gehen.  

Das Geld ist knapp, weil die Krankenkasse nur die „Standardtherapien“, so Elif, für Kayral bezahlt wie Logo- und Ergotherapie. Fast täglich arbeiten aber auch andere Therapeut:innen mit ihrem Sohn, und das hilft ihm sehr. So hat Kayral etwa durch eine Art Feldenkrais-Methode große Fortschritte gemacht. Für die „Tomatis-Therapie“, ein spezielles Hörtraining, reist Elif mit ihm sogar oft nach Papenburg. „Mein Mann war selbständig mit einer Autoaufbereitung und musste vor einem Jahr wegen der Coronapandemie aufgeben“, berichtet Elif. Er arbeitet nun in einer Stahlbetonfirma. „Unsere Ersparnisse sind weg.“ Elif lässt sich nicht unterkriegen, kauft Zutaten ein, backt, rührt Cremes an, stellt komplizierte Dekorationen aus Fondant her und verbreitet in Dinslaken und Umgebung das pure Tortenglück.

„Jede Torte ist ein Unikat, die ich auf Wunsch des Kunden individuell gestalte“, betont Elif. Ob mehrstöckige elegante Hochzeitstorten mit Blütenschmuck oder kunterbunte Kinderkuchenkreationen für Geburtstage, etwa im Spiderman-Look – Elif hat sehr viel kreatives Talent. „Ich habe dafür keine Ausbildung, aber viel gelesen und auf YouTube gesehen. Ich vertraue auf meinen Geschmack.“ Und die Kundschaft, die Elif auf Facebook, Instagram und durch ihre Bekanntheit als Tortenkünstlerin findet, ist begeistert.

Drei Tage braucht die Lohbergerin für eine Torte, für die Böden, die Füllung und die Deko, „zu 99 Prozent selbst gemacht“. Da ist der Preis pro Torte ab 90 Euro wahrlich nicht zu hoch. „Ich nehme mindestens 90 Euro, weil eine Therapiestunde für Kayral so viel kostet“, erklärt Elif. „Für mich will ich kein Geld, nur für meinen Sohn!“ Dabei steht sie auch mal nachts um drei Uhr in der Küche, wenn eine Torte fertig werden muss. Manche Leute, die anfragen, wollen nicht so viel ausgeben, aber viele andere wissen den Wert der handgemachten Kunstwerke zu schätzen.  

Schlemmt Familie Furuncu denn täglich selbst köstliche Torten? „Mein Mann und meine Kinder haben die Nase voll davon“, erzählt Elif schmunzelnd. Aber ihre Nachbarn greifen gerne mal zu. Elif selbst steht auf Erdbeer, Schoko mag sie nicht. „Backen ist meine persönliche Auszeit“, sagt Elif Furuncu. Was für eine wunderbare Idee, um Kayral so gut wie möglich zu unterstützen. Was für eine großartige Frau.

https://www.instagram.com/elifs_backstube_fur_kayral/?hl=de