Wo steht Lohberg in 25 Jahren? Corinna Schaade-Reske von der Stadt Dinslaken hat da schon einen Plan. Genau das ist auch ihr Job. Besuch bei einer Stadtplanerin.
Es ist ein freundlicher Empfang im Technischen Rathaus der Stadt. Corinna Schaade-Reske hat uns ohne viel Tamtam zu einer Tasse Kaffee in ihr Büro gebeten, damit wir sie und ihre Arbeit besser kennenlernen können.
Stadtplanung, das fand die Mittendrin-Redaktion hoch interessant. Denn was schwebt denen vor, die an Zukunftsentwürfen für einen ganzen Stadtteil und seine Bewohner bauen, während wir noch überlegen, wie der Johannesplatz die Ansiedlung eines Discounters an der Hünxer Straße verkraftet. Müsste ein Stadtplaner nicht schon ziemlich genau wissen, was eine Siedlung braucht, um sich gut zu entwickeln? Und was heißt das für Lohberg?
Also hin und die Fachfrau mit Fragen überschütten!
Stadtplanerin Corinna Schaade-Reske zögert keine Sekunde, als wir danach fragen, was genau Ziel und Zweck von Stadtplanung sei. Ihre Antwort: Es geht ums große Ganze. Stadtplanung sei eine umfassende Aufgabe und zu erfassen, was alles nötig ist, damit ein Stadtteil funktioniert. Straßen, die Anlage von nötigen Versorgungsleitungen, Kanälen, die Ökologie, das Licht, all das macht das Leben in einem Stadtteil erst möglich.
Eigentlich kommt Corinna Schaade-Reske aus der Architektur. Während des Studiums aber sei ihr aufgegangen, dass sie sich nicht nur für das einzelne Haus, sondern das Haus als Ganzes in seiner Umgebung interessiere. Da könne Stadtplanung ansetzen und gestalten.
Schöne Siedlungen am Reißbrett zu erfinden, das klingt nach einem kreativen Traumjob. In der Wirklichkeit aber ist es ausgesprochen mühsam. Politik, Verwaltung und Bürgerschaft, jeder will mitreden und oftmals sind die Interessen unterschiedlich. Dann dauert es, bis man vorwärts kommt und manchmal ist es wohl auch nicht ganz leicht für einen Stadtplaner zu sehen, wie Dinge sich ganz anders entwickeln als man sie sich überlegt hat. Oft merke man erst im Laufe der weiteren Entwicklung, ob Auseinandersetzungen und Verzögerungen gut oder schlecht für ein Projekt seien, sagt auch Schaade-Reske und verweist auf ein Beispiel: die Auseinandersetzung über die Neugestaltung des Bahnhofes.
Ob sie eine Vorstellung davon habe, wie das perfekte Lohberg aussehe?
Sie schmunzelt. „Das perfekte Lohberg wird es niemals geben“, erklärt sie bestimmt. „Genauso wenig wie die perfekte Stadt.“ Die Entwicklung eines Stadtteils sei ein fortwährender Prozess, bei dem es keinen Endpunkt gebe. Wichtig sei ihr, dass die Stadtplanung alle Bereiche des täglichen Lebens berücksichtige: Kindergärten, Schulen, Sport, Einzelhandel und das nachbarschaftliche Wohnen.
Sie hat in all den Jahren bei der Stadt schon so manches Projekt, so manchen Umbau mitbegleitet. Hervorheben will sie keines davon, doch Lohberg und das alte Zechengelände spielen in ihrer beruflichen Laufbahn schon eine besondere Rolle. Den Rückbau von denkmalgeschützten Gebäuden und gleichzeitig eine Neugestaltung voranzubringen, das sei schon anspruchsvoll. Den Ansatz, den Umbau mit Freizeitangeboten im Bergpark und einem Schwerpunkt auf CO2-freie Energiegestaltung zu verbinden, findet sie dann doch ganz gut gelungen.
Mittagspause auf dem Johannesplatz
An Herausforderungen ist Lohberg traditionell nicht arm. Die jüngste aus der Sicht der Städteplaner ist es, den Johannesplatz zu einem attraktiven Ort umzugestalten, an dem die Lohberger sich gerne und dauerhaft aufhalten. Sollten wie befürchtet nach dem Zuzug eines Discounters Geschäfte am Markt schließen, wäre das kaum förderlich. Die Stadt will daher durch den Bau eines Bistros gegensteuern. Ein solches Angebot könne sich sowohl an die Lohberger Bevölkerung wenden als auch an die Mitarbeiter der Unternehmen im Ledigenheim, erläutert Schaade-Reske.
Wer aber glaubt, Stadt oder Stadtplaner könnten bei einer solchen Umgestaltung alles bis ins letzte Detail bestimmen, kommt bei Schaade-Reske nicht weit. „Die Stadt kann nur Rahmenbedingungen schaffen, ansiedeln und sich für den Standort entscheiden müssen sich Unternehmen“, sagt die Planerin. Planung ist auf die Mitwirkung von Wirtschaft und Bevölkerung angewiesen, sie erst füllen die Pläne mit Leben. Mehrfach betont Schaade-Reske, wie wichtig es ihr sei, dass die Lohberger sich aktiv in die Neu- und Umgestaltung des Stadtteils einbringen.
Auf die Frage, wie Lohberg in ihrer Wunschvision im Jahr 2023 aussehe, lacht sie herzlich. Aus städteplanerischer Sicht sei dies ein sehr, sehr kurzer Zeitraum, da werde es nicht viel anders aussehen als heute. Das Wohngebiet sei dann fertig bebaut und die Bäume im Bergpark gewachsen. Auch mit der Beruhigung der Hünxer Straße sei man hoffentlich einen Schritt weiter.
Auf die Bitte, drei Begriffe zu nennen, die ihr spontan zu Lohberg einfallen, sagt Corinna Schaade-Reske:
- anders
- hohe Identität
- Zukunft