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Montag – 16:45 Uhr – Ein bisschen mulmig ist mir ja schon zumute, als ich die Räume des Boxvereins in Lohberg betrete. Sascha Durczak ist Trainer beim Therapeutischen Boxen und hat mich eingeladen, beim Training mitzumachen, statt einfach nur ein Interview zu führen. Schien mir eigentlich eine gute Idee. 

Es riecht nach Sport und Schweiß – die Teilnehmerinnen und Teilnehmer bandagieren sich offensichtlich geübt die Hände. „Wie geht’s euch?“ Sascha hat für jeden ein Wort und eine Faust zur Begrüßung.

Sascha hat seit etwas mehr als vier Jahren die Qualifikation des Therapietrainers.

„Ich boxe seit 20 Jahren und bin auch fast genauso lange als Fachkrankenpfleger für Psychiatrie in der Arbeit mit psychischen kranken Menschen unterwegs. Boxen kann gerade für Menschen mit psychischen Erkrankungen der richtige Sport sein. Es geht um Koordination, Kondition, Auspowern und den Umgang mit Nähe und Distanz. Hier geht es natürlich nicht um richtige Boxkämpfe – aber wir üben an den richtigen Techniken.“ Ich finde den Zusammenhang zwischen der körperlichen Anstrenigungnund Bewegung und den Auswirkungen auf die Psyche total interessant. Ich kann mir gut vorstellen, dass damit jede Menge Stress abgebaut werden kann.

Sascha engagiert sich ehrenamtlich im Boxverein mit dem Angebot des Therapeutischen Boxens. „Unser Ziel ist, dass es irgendwann eine wirklich inklusive Gruppe gibt, an der jeder einfach teilnimmt.“ Im Moment ist es noch so, dass das Training in der Gruppe im geschützten Rashmen stattfindet. Beständigkeit und Verlässlichkeit sorgen für Sicherheit und gerade die ist für Menschen mit psychoschen Problemen wirklich wichtig.

„Heute sind wir ja nur ein paar Leute, da können wir es ein bisschen entspannter angehen lassen, oder?“ merkt eine der Teilnehmerinnen an, als wir in den Trainingsraum mit den Sandsäcken gehen. Entspannt klingt ganz gut für mich…

Wir starten mit dem Aufwärmen und Einlaufen. Das klappt gut, aber gut warm ist mir schon geworden. Dann dürfen wir uns die Boxhandschuhe anziehen und es geht zum Schlagtraining an den Sandsack. In 2-er-Teams werden immer abwechselnd vorgegebene Schlagkombinationen in den Boxsack gehauen. Ich bin ganz schön schnell außer Atem und merke meine Arme. Entspannt ist schon anders – aber macht auch Spaß.

Im zweiten Teil des Trainings steht Konditionstraining an. „Nimm lieber das kleine Gewicht“, gut, dass ich den Rat meiner Mitstreiterin befolgt habe. Zwei Minuten Arme gestreckt bewegen mit Gewichten wollen nicht zu Ende gehen. Auch das Planken bleibt mir nicht erspart, aber ich hab die Minute geschafft! Ein bisschen stolz bin ich schon, aber dann steht noch das Training im Ring an. Sascha trägt Pratzen, große Handschuhe, in die auf sein Kommando reingeschlagen wird. Gar nicht so leicht – Beine, Arme, Hände koordinieren und dann noch die Reihenfolge der Schläge zu behalten. Ich bin nach zwei Runden echt fertig und hänge ordentlich japsend im wahrsten Sinne das Wortes in den Seilen. Sascha erklärt mir, dass es total in Ordnung ist, eine Pause zu machen und durchzuatmen. Überhaupt lerne ich, das das Atmen ein wichtiges Instrument ist – um Körperspannung zu halten und Kraft in die Schläge zu bringen. Eine kleine Runde darf ich noch. Dann gibt’s den Cooldown, dehnen und Entspannen. 

Ganz zum Abschluss darf sich jede und jeder in der Runde noch Lob und Rat zur Trainingsstunde cf von Sascha abholen und auch sagen, wie es ihr oder ihm geht. Ich bin fertig, aber sehr zufrieden.

Vielen Dank für euer Vertrauen – das hat echt Spaß gemacht – ich werde das Angebot, euch nochmal beim Training zu besuchen, bestimmt wahrnehmen!

Interesse geweckt? Hier geht es zu Saschas Instagram-Account.