Das Stadtteilgeld ist Geschichte: Neue Projektideen erhalten keine finanzielle Unterstützung mehr. Nur bisher beantragte Projekte werden noch gefördert, heißt es auf Nachfrage. Dennoch bleibt festzuhalten: Die Stadtspitze hat in Lohberg Vertrauen verspielt.

Was ist passiert?
Ohne den Vereinen und Bürgern aus Lohberg etwas davon zu sagen, hat die Stadt die Förderung für kleine Stadtteilprojekte seit dem Frühjahr 2025 auf Eis gelegt. Gleichzeitig wurde auf der Homepage des Stadtteilbüros noch fröhlich dafür geworben, sich einzubringen und Anträge zu stellen. „Jeder Vorschlag, mit dem der Zusammenhalt, das Image oder z.B. der kulturelle Austausch der Menschen untereinander gefördert wird, hat eine Chance auf Umsetzung“, hieß es.
Was waren die Folgen?
Viele Akteure aus dem Stadtteil haben weiter ihre Projekte vorangetrieben, weil sie darauf vertrauten, dass wie seit dem Herbst 2023 Anträge durch die extra eingerichtete Stadtteilgeld-Jury beraten und entschieden würden. Einen verlässlichen Hinweis darauf, dass es mit einer Förderung schwierig werden könnte, gab es nicht, die Stadt ließ sowohl die Jury-Beteiligten als auch die Antragsteller im Dunkeln.
Über Monate herrschte Funkstille. Auf Nachfragen gab es keine offizielle Antwort. Mit ärgerlichen Folgen.
Drei Beispiele

- Theaterprojekt geplatzt
Das Theater Halbe Treppe musste sein für die Sommerferien geplantes Theaterprojekt für Kinder beerdigen. Der Antrag lag seit März vor. Wenige Wochen vor dem geplanten Beginn gab es immer noch keine Zusage für eine Finanzierung. Spätestens jetzt hätte das Theater in verbindliche Absprachen mit Projektpartnern und in die Öffentlichkeitsarbeit einsteigen müssen.
Der Frust im Theater: groß. - Start des Fotowettbewerbs verzögert
Unser Mittendrin-Fotowettbewerb mit der Suche nach dem Lohberg-Foto des Jahres war ebenfalls betroffen. Den Antrag mit der Bitte um Prüfung haben wir im April eingereicht. Ziel war es, möglichst früh in den Wettbewerb einzusteigen. Als im Juni bis auf eine Eingangsbestätigung immer noch keine Rückmeldung eingegangen war, haben wir uns auf die Suche nach einem Sponsor gemacht. Bei der Sparkasse sind wir fündig geworden.
Die Enttäuschung in der Redaktion über die Ignoranz der Stadt: groß. - Relaunch von Mittendrin auf der Kippe
Einen weiteren Antrag haben wir von Mittendrin bereits im Februar eingereicht: Wir müssen unter anderem aus sicherheitstechnischen Gründen dringend unsere Webseite überarbeiten. Ein Angebot eines Webentwicklers lag vor, ebenso die Vereinbarung mit einer Honorarkraft, alle warteten auf das „Go“. Dumm nur: Seit dem Februar gab es von Seiten der Stadt keine offizielle Rückmeldung. Selbst wenn wir noch eine Förderung erhalten sollten, ist es höchst fraglich, ob wir ein für unsere Verhältnisse so großes Projekt noch bis Ende 2025 fertigstellen können. Das aber ist Voraussetzung, um die Mittel abrechnen zu können.
Der Ärger in der Redaktion: groß.
Ob noch weitere Anträge im Stadtteilbüro eingereicht wurden, ist uns nicht bekannt. Sollte jemand ebenfalls betroffen sein, freuen wir uns über einen Hinweis an info@lohberg-mittendrin.de.
Die Jury für das Stadtteilgeld




Gibt es noch Stadtteilgeld?
Knapp zwei Wochen brauchte die Stadtspitze, um auf eine entsprechende Anfrage von Mittendrin zu reagieren. Die Antwort: „Neue Anfragen sind aufgrund der Haushaltslage leider nicht mehr möglich. Darüber wird in Kürze auch eine Pressemitteilung informieren.“
Zum Hintergrund: Zwar stammt der Löwenanteil der Fördermittel für das Stadtteilgeld zu 70 Prozent aus Mitteln der Städtebauförderung von Bund und Land, doch müssen die restlichen 30 Prozent als städtischer Eigenanteil durch die Stadt Dinslaken bereitgestellt werden. Dies aber ist angesichts der Haushaltslage nicht mehr möglich. Aktuell darf die Stadt nur noch Geld für Leistungen ausgeben, zu denen sie verpflichtet ist. Ein Förderprogramm wie das Stadtteilgeld zählt zu den freiwilligen Leistungen.
Warum hat die Stadt nie informiert?
Schon in der Ratssitzung am 1. Juli wurde diese Frage gestellt. Dem Vernehmen nach antwortete der Beigeordnete Dominik Bulinski, dass nicht kommuniziert wurde, weil man an Lösungen gearbeitet habe. Eine entsprechende Nachfrage beantwortet die Pressestelle der Stadt so: „Tatsächlich wurden Lösungen diskutiert, um vorliegende Stadtteilgeldanträge dennoch zu bewilligen. Letztlich konnte mit Hilfe eines Sponsors eine Lösung für die bisher eingereichten Anfragen gefunden werden.“
Weder als Antragsteller noch als Jury-Mitglied wurden wir bisher (18. Juli) über diese „Lösung“ informiert. Und die Schlusspointe: Nach unserer Anfrage wurde die Webseite des Stadtteilbüros aktualisiert. Dort ist nun ein rot hinterlegter Hinweis zu finden, dass wegen der Haushaltslage keine neuen Anträge für das Stadtteilgeld mehr angenommen werden können.
Mehr dazu
>>Wie geht das mit dem Stadtteilgeld?
>>Die Stadt antwortet nicht: Offener Brief des Forum Lohberg