Da ist was los im Hof: Jasmin Köppe und ihr Mann Michael haben seit drei Jahren Hühner. Was als Nutztierhaltung begann, ist längst leidenschaftliches Hobby. Auch die Nachbarn machen mit – und passen auf, wann der Fuchs kommt.
„Wo kräht denn hier ein Hahn?“ Die Frage ist in Lohberg schon öfter gefallen. Jasmin und Michael Köppe kennen die Antwort. Der Ruf kommt aus ihrer Hühnerherde im Garten. Etwa 30 bis 35 Tiere leben dort in einem eigenen Hühnerstall, Freilauf inklusive. Verschiedenste Rassen, Farben und Größen, gestandene Hennen und auch Jungtiere, gerade mal ein paar Wochen alt. Und natürlich Angelo. Der Hahn.
Es braucht Lockmittel
Als wir Jasmin besuchen, kommen einem die Hühner neugierig entgegen, gackern ein wenig, laufen kreuz und quer. Wenn sich dann Jasmin mit ihrem Klicker meldet, gibt es kein Halten mehr. Denn es geht ums Fressen. Die ziemlich schlauen Hühner haben gelernt, dass sie dann mit einer Portion Mehlwürmer rechnen können. „So ziemlich das Leckerste, was es gibt“, sagt Jasmin. Und darum ein gutes Mittel, um die Tiere anzulocken. Beim nächsten Klick flattert Henne „Barbie“ auf die Lehne von Jasmins Stuhl. Und wird belohnt.
Jasmin hat die Tiere damit gut im Griff. „Darauf bin ich angewiesen“, erzählt sie. „Wegen meiner starken Sehbehinderung kann ich nur schlecht nachzählen, ob alle Tiere im Stall sind. Da brauche ich ein Lockmittel, auf das ich mich verlassen kann.“ Kann sie. Wenn sie klickt, geht’s rund.
1500 Eier im Jahr
Michael hatte schon länger damit geliebäugelt, Hühner anzuschaffen. Als dann die Pandemie kam, kam auch die Zeit für Neues. Es fing an mit sechs Hennen. „Hybridhühner“, erklärt Jasmin. Das sind Tiere, die extra für die Eierproduktion gezüchtet wurden. Eine Henne legt dann etwa 250 Eier im Jahr. Macht bei sechs Tieren 1500.
„Inzwischen haben wir verschiedenste Rassen hier“, sagt Jasmin. Das Eierlegen sei inzwischen Nebensache. 10 bis 15 am Tag sind es etwa. Auch zur Freude der Nachbarn, die sich gerne um den Überschuss kümmern. Im Gegenzug helfen sie auch schon mal aus. Während unseres Besuchs bringt eine freundliche Frau von nebenan zwei kleine Brote vorbei, die sie nicht mehr benötigt.
„Wir helfen uns gegenseitig“, sagt Jasmin. So wie es unter Nachbarn üblich ist in Lohberg. Auch als vor etwa zwei Wochen der Fuchs kam, war auf die Hilfe von nebenan Verlass. Mit Hilfe von Katze und Hund wurde Meister Reinecke schnell vertrieben. „Ich schätze aber, er wird wiederkommen“, meint Jasmin. Der Stall ist gut gesichert.
Erinnerungen an die Kindheit
Nennenswert Ärger mit den Nachbarn hat es nie gegeben. Der Stall ist schallisoliert. Das kräftige Kikerikiii am Morgen ist nur zu hören, wenn man die Ohren spitzt. „Bis 8 Uhr morgens sind die Tiere auf jeden Fall im Stall, zurück geht es mit Einbruch der Dämmerung. Dann holt er die Mädels rein, und dann ist Ruhe“, so Jasmin. Manche Nachbarn, so erzählt sie, finden die Hühner richtig toll, weil sie sie an die Kindheit erinnern. So erzählen es auch Nachbarn, die ihre Kinderjahre in der Türkei verbracht haben. Und von dort die launige Beobachtung mitgebracht haben, dass die Hähne immer dann krähen, wenn Zeit fürs Beten ist. Morgens, mittags und abends.
Das Hühnerhalten ist eine Wissenschaft für sich. Das haben auch die Köppes ziemlich schnell gelernt. Und sind inzwischen tief im Thema. Sie wissen zu unterscheiden zwischen Hybridhühnern (Eier ohne Ende), Silverudds (zutraulich), dem Deutscher Sperber (aus Duisburg) oder auch dem französischen Nationalhuhn (Roter Kamm, weiße Federn, blaue Beine). In Deutschland gibt es etwa 180 verschiedene Hühnerrassen. Die sich übrigens auch nach den Farben der Eier unterscheiden lassen. Grünleger, Blauleger, Weißleger und Braunleger etwa.
Die, die bleiben, haben Namen
Inzwischen züchten Jasmin und Michael und sind Mitglied im Verein. Im Oktober steht für sie der Höhepunkt des Jahres an. Bei der Hühnerrassenschau kommen in Voerde die Züchter aus der ganzen Region zusammen und wählen die schönsten Tiere aus. Mehrere hundert Hühnerfans tummeln sich dann auf dem Gelände, außerdem Familien mit Kindern. Auch eine Art Hühnerbörse gibt es regelmäßig. Dann geht ums Verkaufen. „Das Interesse ist riesig“, weiß Jasmin. Als sie das erste Mal dabei war, waren schon morgens um halb elf alle Tiere verkauft. „Wenn die Hühner gut gepflegt sind, dauert das nicht lange“, weiß sie.
Die schönsten und klügsten Tiere aber bleiben in Lohberg. Für die Zucht. Und vermutlich auch, weil sie ein bisschen mit zur Familie gehören. Alle Tiere, die länger als ein paar Monate bei den Köppes bleiben, haben einen Namen. Petra, Melinda, Priscilla zum Beispiel. Das französische Nationalhuhn heißt Yvette. „Die Namen sollen ruhig passen, die suchen wir spontan aus. Und manchmal schlagen auch Freunde oder Nachbarn etwas vor“, lacht Jasmin.
Das Hühnerhalten kann den Besitzern ähnlich viel Freude machen wie dem Umfeld, so viel haben wir bei dem Besuch in Jasmins Hühnerhof gelernt. Und bedanken uns nochmal ganz, ganz herzlich für die 20 bunten Eier, die sie uns mitgegeben hat!
Tipp: Wer Jasmin und Michael bei der Hühnerhaltung mal über sie Schulter schauen möchte, kann dies bei Instagram tun. Dort haben Angelo und seine Hennen einen eigenen Kanal namens lohberger_huehner. Ein Blick lohnt sich!