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Hier Teil zwei unseres Interviews mit den früheren Erzieherinnen Lena Steenbreker und Monika Zampich: Wir sprechen über Stress und Freude an der Arbeit – und was digitale Medien mit Kindern machen.

Lena Steenbreker (l.) und Monika Zampich blicken zurück.

Lena, Monika, er seid sooo lange Erzieherin gewesen und das offensichtlich mit Freude. Warum habt ihr euch damals für diesen Beruf entschieden?

Monika Für mich stand das schon früh fest. Ich liebe es, wenn Leben in der Bude ist. Das war schon als Kind so. Ich hatte drei Geschwister und war immer mit anderen Kindern unterwegs. Das habe ich beibehalten. Und das Schöne ist ja: Du bekommst so viel von den Kindern zurück, du kannst so viel von ihnen lernen. Jeder Tag ist anders, voller Überraschungen.

Lena Das alles kann ich nur unterstreichen. Die Neugier auf die Welt, die ganzen Fragen, die Entdeckungsfreude und Unbekümmertheit, das ist ein Geschenk. Ich fand es auch immer bereichernd, eine Bindung zu den Kindern aufzubauen und sie in ihrer Entwicklung zu begleiten. Wenn du in Kontakt kommst und die Freude mit dem Kind teilen kannst, das ist ein tolles Gefühl.

Da möchte man direkt noch mal umschulen, wenn man euch so zuhört. Gibt es denn auch Dinge, die euch lästig waren im Erzieherberufs?

Monika (seufzt auf) Der Schriftkram, die ganzen Dokumentationen, wenn ich an die letzten Jahre denke. Ich bin mir sicher, wir haben auch früher schon gute Arbeit geleistet, viel gesprochen und diskutiert, was ein Kind jetzt braucht. Heute musst du alles dokumentieren, auch wenn es nicht unmittelbar mit der Arbeit am Kind zu tun hat.

Ein anstrengender Beruf

Lena Und es kostet wahnsinnig viel Zeit, und die fehlt dir dann bei der Arbeit am Kind oder mit den Eltern. Das kann einen zerreißen. Und ich wäre nie auf den Gedanken gekommen, ein Elterngespräch fallen zu lassen, dann nimmst du den Schriftkram mit nach Hause.

Monika Und so sollte es nicht sein. Man darf sich da nichts vormachen. Es ist ein anstrengender Beruf und du brauchst Zeit, um zu regenerieren.

Was macht es so anstrengend?

Monika In den letzten Jahren hat mir die Lautstärke zu schaffen gemacht.  Die Toleranzschwelle ist nicht mehr so da, manchmal ist es schon wahnsinnig laut.

Allein vor dem Bildschirm

Lena Da hilft auch der Schallschutz an Decken und Wänden nur wenig, der Pegel ist einfach da. Ich finde, es ist aber auch die Arbeit mit den Kindern anspruchsvoller geworden. Früher haben die direkt und ohne Probleme ins gemeinsame Spiel gefunden, heute musst du einige erst dahinführen. Ich glaube, das liegt am Medienkonsum. Wer nur allein vor dem Bildschirm hängt, verlernt sich auf andere einzulassen.

Monika Das hat sich verändert, als die Satellitenschüsseln kamen, dadurch war das Fernsehen in den Familien viel mehr präsent. Inzwischen ist es das Handy oder das Tablet. 

Setzt ihr dann überhaupt digitale Medien im Kindergarten ein?

Lena Doch sicher, die gehören zum Alltag der Kinder und darum nutzen wir es. Aber angeleitet und in Maßen. Wir bieten auch regelmäßig Seminare für Eltern an. Dort lernt man, was den Kindern beim Einsatz der Technik hilft und was sie in ihrer Entwicklung eher behindert.

Monika Bei uns ist das ähnlich. Ich bin dann immer beeindruckt, wie schnell die Kinder sich so ein Gerät erschließen können. Da können sie mir was beibringen. Ich achte dann im Gegenzug darauf, dass sie sich nicht im Digitalen verlieren, sondern in Kontakt mit anderen Kindern bleiben, zusammen spielen und lernen, einander zuzuhören. Das ist so wichtig!  Darum sind digitale Medien auch nur ein kleiner Teil unserer Arbeit.

Gab es etwas im Ablauf des Arbeitsalltags, das euch besonders viel Freude gemacht hat?

Lena Das Ankommen und Begrüßen am Morgen war schon etwas Besonderes und ich vermisse es, sogar sehr. Das war so ein Familien-Gefühl. Du startest mit den Kindern in den Tag, manche wollen noch kuscheln, du hast Zeit füreinander. Und mit dem Team besprichst du dich für den Tag. Das war mein Zuhause und das hat mir gutgetan.

Abenteuer im Wald

Monika Das habe ich auch so erlebt. Was ich wahnsinnig gerne gemacht habe, war außerdem die Projektarbeit. Zum Beispiel unser Waldprojekt. Wir sind regelmäßig vormittags in den Wald nahe Bruckhausen gegangen, vor allem mit den Maxi-Kindern. Da erlebst du die Kinder von einer ganz anderen Seite.

Was macht ihr denn dann mit den Kindern im Wald?

Monika Erstmal haben wir uns umgesehen und den Wald begrüßt. Was hat sich je nach Jahreszeit verändert, was ist neu, was ist alt? Das war eine Entdeckungs- und Abenteuerreise. Wir sind geklettert, wir haben geforscht, wir haben experimentiert, Buden gebaut oder Verstecken gespielt. 

Das klingt großartig, sind denn alle Kinder wieder aufgetaucht?

Monika Aber sicher und du wirst es kaum glauben: Die haben gut mit aufgepasst. Im Wald war es wirklich toll. Wir haben auch an einem kleinen Bach gespielt, ich habe dank der Kinder zum ersten Mal in meinem Leben einen Wasserskorpion gesehen. Ich wusste gar nicht, dass es das gibt. Oder einen Hirschkäfer, die sieht man nur noch sehr selten!

Wasserskorpione gibt es wirklich! Bild von Ylvers auf Pixabay

Respekt vor der Natur

Lena Wir sind oft oben in der Nähe vom Waldfriedhof gewesen, da gab es sogar eine Bude von den Förstern, wo man auch mal ein Feuer machen konnte. Wir haben uns viel mit der Natur auseinandergesetzt, gelernt welche Bäume da vor uns stehen, welche Tiere es gibt, wie das eine zum anderen gehört. Das erdet die Kinder. Und lässt sie respektvoll mit der Natur umgehen.

Monika Wir haben mal den Wald von Unrat gesäubert und den Kindern erklärt, warum der Müll den Tieren schaden kann. Die Kinder lernen dadurch unheimlich viel, das sind ganz reale Erfahrungen.

Bei jedem Wetter?

Lena Na klar, bei jedem Wetter. Regen, Sonne, Wind und ganz besonders schön ist es dann, wenn du im Wald bist und es beginnt zu schneien. Märchenhaft!

Monika Der Herbst! Was da an Farben im Wald zu sehen ist. Und dann kannst du auch noch riesige Blätterhaufen machen und reinspringen. Es gibt so viel, wovon ich schwärmen könnte!

Im ersten Teil des Interviews sprechen Lena Steenbreker (Kita St. Marien) und Monika Zampich (Awo-Kita) darüber, wie alles begann, was sich seit den 80ern am stärksten in der Arbeit verändert hat und was sie vermissen. Im abschließenden Teil drei geht es dann demnächst um die lustigsten Anekdoten und die besten Spiele überhaupt.


Zur Person

Monika Zampich begann 1984 als Erzieherin an der Johannesschule und wechselte 1987 in die heutige Awo-Kita, wo sie Ende 2022 mit viel Wehmut verabschiedet wurde.

Lena Steenbreker begann 1981 in der katholischen Kita St. Marien und war dort stolze 42 Jahre als Erzieherin tätig. Und das ohne Rückenprobleme! Seit dem Herbst 2022 ist sie ebenfalls im wohlverdienten (Un)-Ruhestand, dort aber bei jedem Besuch herzlich gerne gesehen.