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Beide haben in den 80ern begonnen, in Lohberg zu arbeiten und hatten Ende 2022 den letzten Tag in der Kita. Im ersten Teil unseres Mittendrin-Interviews sprechen die ehemaligen Erzieherinnen Lena Steenbreker (Kita St. Marien) und Monika Zampich (Awo-Kita) darüber, wie alles begann und was sich seit den 80ern am stärksten verändert hat.

Lena Steenbreker (l.) und Monika Zampich trafen sich zum Interview in der Kita St. Marien.

Lena, Monika, danke dass ihr euch die Zeit genommen habt, mit uns über eure Zeit als Erzieherin in Lohberg zu sprechen. Wie geht es euch?

Monika Bestens, nachdem ich im Oktober nach 35 Jahren ausgeschieden bin, bin ich mit meinem Mann sehr viel auf Reisen. Das genießen wir sehr. Kommen aber auch immer gerne nach Lohberg zurück. Das ist schön, wenn die Kinder dich auf dem Markt entdecken und dann „Hallo“ rufen.

Lena  Mir ist klar geworden, wie sehr die Kita mein Zuhause war. Ich habe 1981 hier angefangen.  Natürlich sind die neuen Freiheiten für mich auch schön, aber die Bindung zur Kita, den Kindern, den ganzen Familien ist noch da. Und ich komme gerne und regelmäßig zurück in die Kita, zum Beispiel bei den monatlichen Spieleabenden im Familienzentrum St. Marien.

Wie war das, als ihr angefangen habt, in Lohberg zu arbeiten?

Lena Das war Anfang der 80er. Man kann es sich beim heutigen Fachkräftemangel kaum vorstellen: Damals sprachen wir von einer Erzieherschwemme.

Moment, Erzieherschwemme? Heute wird überall händeringend gesucht.

Monika  Ja, ich war ein Jahr lang arbeitslos, bevor ich 1984 nach Lohberg kam. Angefangen habe ich hier bei der Einschulungshilfe an der früheren Johannesschule. Vor allem Kinder der Gastarbeiter aus der Türkei hatten kaum Möglichkeiten, einen Platz zu bekommen. Die Nachfrage war riesig. Wir hatten 200 Kinder auf der Warteliste. Und die Kleinen, jünger als vier, waren da noch ganz außen vor.

Erzieherschwemme

Lena Es gab damals im ganzen Stadtgebiet viel zu wenig Plätze, in Lohberg war es nochmal besonders schwierig. Als ich 1981 begonnen habe in Lohberg zu arbeiten, hatten wir im katholischen Kindergarten zwei Gruppen mit jeweils 25 Plätzen, heute sind es 90, verteilt auf fünf Gruppen. Da hat sich wahnsinnig viel getan.

So ein Wiedersehen in der Kita macht Freude!

Monika Ich kann mich gut erinnern, wie wir mit der Einschulungshilfe bei euch zu Besuch waren, um uns vorzustellen, Kontakte zu knüpfen. Wir hatten die Aufgabe, die Kinder ein Jahr vor der Einschulung für die erste Klasse vorzubereiten. Das ging zu wie im Akkord: Zwei Stunden am Tag für 25 Kinder, dann eine Pause, dann kam die nächste Gruppe.

Wie in einer großen Familie

Was hat sich in den 35, 40 Jahren am meisten verändert?

Lena Es ist schon angeklungen, die Zahl der Kinder. Damit sind natürlich auch viel, viel jüngere Kinder gekommen. Die unter drei bis zum Säugling. Und es ist ja klar, dass ein Baby ganz andere Bedürfnisse hat als ein Kind mit vier oder fünf Jahren. Das hat die Arbeit in der Kita stark verändert. Allein durch die altersgemischten Gruppen von sechs Monaten bis zum Vorschulkind. Das ist schon anspruchsvoll, aber auch spannend zu sehen, wie die Kinder dadurch voneinander lernen. So wie in einer großen Familie.

Monika Bei uns an der Awo haben wir erst seit kurzem auch Zweijährige in den Gruppen. Man merkt dann schon, dass es aufwändiger ist, allein weil es auch noch um das Pflegerische geht. Da braucht es mehr Zeit und einfach mehr Personal. Aber ich habe das nur noch am Rande mitbekommen.

Lena Früher gab es so Arbeitspläne für das ganze Jahr, darin waren die Themen und der Ablauf für die ganze Gruppe vorgegeben. Inzwischen schauen wir viel mehr auf das einzelne Kind, auf das, was es braucht, was ihm hilft, was es wachsen lässt. Nicht jedes Zweijährige ist in seiner Entwicklung gleich weit.

Wichtige Verständigung

Ihr habt die Familien erwähnt, die aus der Türkei nach Lohberg gekommen sind. Wie lief das mit der Verständigung?

Lena Anfangs hatten wir Fördermittel für eine zweisprachige Aushilfskraft. Und soweit ich mich erinnern kann, war das dann auch die Zeit, in der das Forum Lohberg Sprachförderkräfte organisiert hat. Das war ungeheuer wichtig für die Gespräche mit den Eltern.

Monika In der Einschulungshilfe hatten wir Übersetzer, mussten aber wegen der Menge an Kindern oft improvisieren. Später kamen dann auch die Kolleginnen aus türkischen Familien dazu, das war Gold wert.

Das heißt, ab dieser Zeit brauchte es dann keine Übersetzer mehr?

Lena Nicht ganz. 2015 kamen viele Flüchtlinge aus arabischen Ländern, in diesem Frühjahr aus der Ukraine. Auch da muss übersetzt werden. Was ich dabei gelernt habe: Du findest heute schneller Wege, miteinander in Kontakt zu kommen. Indem man jemanden dazuruft, der die Sprache kann, oder durch die Beratungsstellen, die wir haben. Früher war das alles etwas behäbiger.

Mit Händen und Füßen

Und früher waren Politik und Wirtschaft überrascht, dass die Menschen, die als Gastarbeiter kamen, ja auch Familien und sogar Kinder hatten.

Lena Ja, das stimmt, da gab es keine Vorbereitung. Und oft waren es die Frauen, die ihren Männern aus der Türkei nach Lohberg gefolgt waren und hier aber kein Angebot bekamen, die deutsche Sprache zu lernen. Ich glaube, viele hatten dann erst über das Kaffeetrinken oder den Spielenachmittag in der Kita die Möglichkeit, Deutsch zu lernen.

Monika Ja, da ging es immer sehr lebendig zu.Viel ging über die Mimik, manchmal mit Händen und Füßen. Das hat funktioniert, weil es allen wichtig war, sich zu verständigen. Das hat man auch über die Sprache hinaus gespürt. Ich finde, die Eltern waren damals generell sehr aktiv und haben sich engagiert. Da hat jeder jedem geholfen und es gab ein lebendiges Interesse am Kindergarten. Das hat im Großen und Ganzen leider, leider nachgelassen.

Lena Das erlebe ich auch so und das haben mir auch Eltern gesagt, die ich in den 80ern kennengelernt habe und die inzwischen ihre Enkelkinder bei uns abholen. Früher waren auch nicht so viele Frauen berufstätig, heute haben oft beide Eltern einen Job und dann fehlt die Zeit, sich woanders einzubringen.

In Teil zwei und drei erzählen Lena und Monika, was ihnen in ihrem Beruf am meisten Freude gemacht hat, was digitale Medien bewirken, wie ein Kinderstreich die ganze Kita lahmlegte und für welche Spiele sie sich begeistern können.

Zur Person

Monika Zampich begann 1984 als Erzieherin an der Johannesschule, wechselte 1987 in die Awo-Kita, wo sie Ende 2022 mit viel Wehmut verabschiedet wurde.

Lena Steenbreker begann 1981 in der katholischen Kita St. Marien und war dort stolze 42 Jahre als Erzieherin tätig. Und das ohne Rückenprobleme! Seit dem Herbst 2022 ist sie ebenfalls im wohlverdienten (Un)-Ruhestand, dort aber bei jedem Besuch herzlich gerne gesehen.