Seite wählen

Wieder haben Unbekannte den Geldautomaten im Ledigenheim gesprengt. Diesmal sind die Folgen heftiger. Das Gebäude ist schwer beschädigt. Die Bande hat Sprengstoff hinterlassen, der von Spezialisten kontrolliert zur Explosion gebracht wurde.

Vier Uhr morgens in Lohberg: Eine Explosion erschüttert das Ledigenheim. Ein Zeuge hörte den lauten Knall und beobachtete vom Fenster aus drei Unbekannte, die sich mit einem PKW vom Tatort entfernten, teilte die Polizei am Freitagmorgen mit.

Wieder hatten sie es den Geldautomaten der Sparkasse im Ledigenheim abgesehen. Erst vor wenigen Wochen war er eingebaut worden. Ende Oktober hatten bereits drei Räuber zugeschlagen, ebenfalls nachts, ebenfalls mit Hilfe eines Sprengsatzes.

Riss in Fassade und Wasserleitungen

Heftig: Durch die Sprengung entstand erheblicher Schaden am Gebäude. Die Tür des Filialraums wurde durch die Wucht der Explosion aus den Angeln gerissen und flog bis auf die Straße. Die offene Lücke ist auf dem Bild deutlich zu sehen. Danke an Frank Mones für die Zusendung!

Foto: Frank Mones

Bewohner mussten das Ledigenheim verlassen, Gewerbetreibende des Trakts an der Steigerstraße durften es am Morgen nicht betreten. Grund dafür: Zweifel an der Statik. Ein Riss in der Fassade macht Sorgen. Auch Wasser und Strom wurden abgeschaltet, die Detonation hat Leitungen im Keller beschädigt.

Die Polizei überprüfte frühzeitig, ob noch Sprengstoffreste im Gebäude waren. Dazu kam ein Spezialfahrzeug zum Einsatz, ein ferngesteuerter Roboter.

Die Vorsicht zahlte sich aus: Die Polizei fand in der Nähe des Tatorts einen verdächtigen Gegenstand. Vermutlich zurückgelassene Sprengmittel.

Der Bereich wurde daraufhin weiträumig abgesperrt und umliegende Gebäude evakuiert. Die Bewohner der gegenüberliegenden Häuser mussten ihre Wohnungen verlassen. Sie wurden im sicher gelegenen Saal des Ledigenheims betreut. Erst um 13:30 Uhr konnten sie in ihre Wohnungen zurückkehren.*

Spezialisten des Landeskriminalamtes transportierten den Gegenstand mit Hilfe des Roboters vorsichtig nach draußen und ssprengten ihn auf einem Feld nahe der Halde kontrolliert gesprengt. Die NRZ hat die Sprengung auf Facebook in einem Video festgehalten.

Am Nachmittag meldete die Polizei dann endgültig: Alles unter Kontrolle. Statiker der Stadt hatten das Gebäude geprüft und wieder freigegeben.

„Als ich morgens um halb acht in meine Praxis wollte, war auf der Steigerstraße alles voller Blaulicht von den Einsatzfahrzeugen von Feuerwehr, Polizei und THW. Da war mir klar: Das gibt heute nichts“, erzählt Martin Schör, Betreiber einer Massagepraxis im Ledigenheim. Auf dem Weg habe er seiner ersten Patientin schon persönlich absagen können. Den Rest musste er abtelefonieren.

Anwohner berichtet auf Facebook

In einem Beitrag in einer Facebook-Gruppe schildert ein Anwohner am Freitagmorgen weitere Einzelheiten: Demnach gab es sogar zwei Explosionen. Im Eingangsbereich des Ledigenheims soll der Putz von der Decke gefallen sein. In einem kurzen Video ist die Szenerie vor dem Ledigenheim zu sehen: Alarmanlage, Blaulicht, ein Feuerwehrmann.

Weiter heißt es: „Auf der Straße stand das Fluchtfahrzeug bereit, zwei Männer flüchteten aus dem Gebäude und stiegen in das Fahrzeug. Dieses ist mit hoher Geschwindigkeit Richtung Hünxer Straße gefahren. Trümmerteile liegen auf der Straße und auf dem Gehweg.

Wenige Minuten später erschienen Polizei und Feuerwehr. Nach einer ersten Untersuchung wurde festgestellt, dass möglicherweise noch weiter Explosionsgefahr besteht. Deshalb durfte sich niemand dem Gebäude nähern. Die Bewohner aus dem Ledigenheim mussten das Gebäude verlassen.

Die Feuerwehr untersuchte das Gebäude nach Schäden. Es wurden Risse gefunden. Ob sie neu oder alt sind, muss überprüft werden. Auch ein Ladenlokal nebenan wurde schwer beschädigt.“

Polizei bittet um Hinweise

Zur Tatbeute und zur Schadenshöhe machte die Polizei keine Angaben. Die Fahndung verlief bislang ohne Erfolg, ein Hubschrauber konnte wegen des Nebels nicht eingesetzt werden. In den vergangenen Monaten hat es deutlich häufiger Automatensprengungen an Filialen am Niederrhein gegeben. Dahinter stecken vermutlich Banden aus den Niederlanden.

Die Polizei sucht weitere Zeugen. Sachdienliche Hinweise bitte an die
Polizei in Dinslaken, Tel.: 02064 / 622-0.