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Vom Beginn des Schuljahres 2023/24 an ist in Lohbergs einziger Grundschule Vieles anders gelaufen: Die Kinder lernen selbstständiger und flexibler und gehen nach ihren individuellen Bedürfnissen vor. Die Lehrer:innen sind inzwischen eher Begleiter:innen; der Schulalltag ist anders strukturiert. „99 Prozent des Teams finden diese enorme Umstellung in unserer gerade erstellten internen Umfrage gewinnbringend“, freut sich Rektorin Jessica Steigerwald. Zu Beginn des 2. Halbjahres zieht sie für „Mittendrin“ Bilanz.

Note 2+ für das Mitziehen der Eltern

Bisher wurden alle im GGS-Team befragt, das heißt die Lehrkräfte und Mitarbeiter:innen des Caritas-Teams. Im nächsten Schritt können die Kinder und Eltern beurteilen, wie sie die neu aufgestellte Grundschule finden. Jessica Steigerwald hofft, dass möglichst alle mitmachen, „um ein umfassendes Bild zu erlangen“. Insgesamt gibt sie den Lohberger Eltern die Note 2+ für ihr Mitziehen bei allen Umstellungen. „Viele sind offen für die Änderungen und fragen nach. Einige Eltern interessieren sich leider weniger dafür, aber das ist an immer mehr Schulen so.“

Neue Projektstelle für Elternarbeit

Erfreulicherweise hat die Bezirksregierung kürzlich eine Projektstelle für Elternarbeit genehmigt, um die Eltern mehr einbeziehen zu können. „Eine sehr engagierte Mutter und eine externe Fachkraft, die gute Anregungen von außen einbringt, teilen sich die Vollzeitstelle und ergänzen sich gut“, erzählt die Rektorin der GGS.  

Absolut wesentlich für das Gelingen des umgekrempelten Schulalltags sei die ständige Kommunikation im Team. „Die Basis ist, dass wir alles gemeinsam besprechen“, betont Jessica Steigerwald. „Denn die tollsten Ideen lassen sich nicht umsetzen, wenn wir uns nicht austauschen.“ Dazu dienen wöchentliche Teamsitzungen, Konferenztage, an denen die Schule geschlossen ist, Teamausflüge und das Reden im Alltag. Verknüpfungen zwischen den Lehrkräften und Erzieher:innen sind besonders wichtig, um das Lernen über den ganzen Tag gestalten zu können. Unter anderem spricht die Konrektorin jede Woche eine Stunde lang mit den OGS-Kräften und die Leitungen von Schule und OGS sprechen sich eng ab. Was läuft gut, was noch nicht so, wie können weitere Verbesserungen aussehen, wie werden die Kinder noch selbstständiger? Das sind alles wichtige Themen.

Kinder können Verantwortung tragen

Die Schülerinnen und Schüler kommen insgesamt sehr gut klar mit den neuen Herausforderungen: je besser, desto älter sie sind und je nachdem, ob sie eigenständiges Handeln schon aus der Kita gewohnt sind. „Wenn wir den Kindern mehr Verantwortung geben, nehmen sie das super an. Zum Beispiel finden es die Viertklässler toll, dass sie sich jeden Morgen ihren eigenen Sitzplatz aussuchen können“, erklärt die Rektorin. Und morgens in der Liste einzutragen, ob man in der ersten oder zweiten Schicht zu Mittag essen möchte, klappt auch gut.

Erstklässler brauchen feste Strukturen

Die Erstklässler sind damit alleine noch etwas überfordert. Sie brauchen feste Strukturen und Routinen, um in den Schultag zu finden. Im seit Sommer eingeführten offenen Anfang von 8.00 bis 8.30 Uhr verstauen sie erstmal ihre Mäntel oder Jacken, ziehen ihre Pantoffeln an  (Die GGS ist inzwischen „Pantoffelschule“) und nehmen sich ihre Sachen für den Schultag. Darauf folgt der immer gleich ablaufende Morgenkreis. „Wir entwickelten Regeln und Methoden für eine feste Struktur, die Sicherheit gibt“, erläutert Jessica Steigerwald. „Später können wir diese dann wieder lockern und mehr an die Kinder abgeben.“ 

Arbeitspläne der Kinder digitalisieren

Ein weiteres großes Thema sind die Arbeitspläne für jedes Kind. Die Schüler:innen sollen das Lernen damit selbst steuern. Jedes Kind entscheidet nach dem Plan für sich, mit welchem Inhalt es anfangen oder weiterarbeiten möchte. Bei den Größeren funktioniert das inzwischen gut. Die Kleinerern, die noch nicht lesen können, bekommen zu Beginn Pläne mit Symbolen, mit deren Hilfe sie sich in den Fächern und Arbeiten orientieren können. „Der Hauptschwerpunkt unseres Teams ist es vorläufig, die Arbeitspläne zu digitaliseren“, sagt die Rektorin. „Dann können wir die Unterrichtsinhalte viel besser anpassen, verbessern und immer wieder verwenden. Ein Riesenvorteil wird es auch sein, wenn wir den Kindern ihre Aufgaben aufsprechen können.“

Einstündige Schulstunden sind super

Was wunderbar klappt, sind die nun grundsätzlich 60-minütigen Schulstunden. „Das entspannt den Schulalltag und wir bekommen die Kinder besser in die Arbeit“, findet Jessica Steigerwald. Früher gab es entweder 45 oder 90 Minuten: Das eine war zu kurz, das andere zu lang für Konzentration und Durchhaltevermögen kleiner Menschen.

Die Schulkonferenz, das Schulamt und die Schulrätin fanden das neue Schulsystem bereits prima, bevor es vom Schuljahresbeginn an umgesetzt wurde. Inzwischen gibt es oft Hospitationen in der GGS Lohberg, denn Andere wollen gucken, wie es hier so läuft. Zu beachten im Umstellungsprozess ist schließlich auch, dass die Grundschule auf der Skala des Sozialindexes von 1 bis 9 eine 8 hat, also ziemlich schwierige soziale Bedingungen.

Vorbild für andere Schulen

„Wir haben selbst sehr hohe Ansprüche an unsere Arbeit“, erklärt Jessica Steigerwald, „und die Hospitant:innen sind immer begeistert. Sie finden auch unsere Erstklässler schon sehr selbständig. Ich finde, dass wir mit unserem neuen System auf einem sehr guten Weg sind.“ Jessica Steigerwald sagte „Mittendrin“ im Juli 2023 erwartungsvoll, sie hoffe, dass die GGS mit diesem Weg ein Vorbild für andere Schulen sein könne. Es sieht ganz danach aus!