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„Dinslaken ist bunt“ steht in großer Schrift auf dem vielfarbigen Mauerstück, verziert mit jeder Menge Herzen. Gut so! Vorher stand dort nämlich ein Israel-feindlicher Spruch. (Die Mittendrin-Redaktion hat das Foto bearbeitet, um diesen nicht im Bild zu zeigen). Drei türkischstämmige Jugendliche aus Lohberg haben am Wochenende mit Mehmet Dogan, Graffitikünstler und Schulbetreuung des Kinderschutzbundes, den Mauerabschnitt nahe der Bezirksportanlage neugestaltet.

Und das kam so: Ein Bürger hatte den Anti-Israel-Spruch entdeckt und die Stadt informiert, die wandte sich sofort an den Kinderschutzbund. Dessen Geschäftsführer Volker Grans erklärte Mittendrin heute, in der Gemeinschaftsaktion von Mehmet Dogan, einem Streetworker und dem Dinslakener Jugendamtsleiter hätten sie drei Jungs angesprochen, die sich gerade auf dem Hof des Quartiersmanagements aufhielten. „Sie waren sofort bereit, mit Mehmet das Mauerstück zu übersprühen und fanden den Spruch auch schwachsinnig“, erzählt Volker Grans, der dann auch noch vor Ort war.  

Zügig entstand das neue farbefrohe Kunstwerk mit der Aussage „Dinslaken ist bunt.“ Die Mauer hat schon oft als Fläche für Graffitiaktionen gedient, und Wer-auch-immer hat sie wohl aus Wut wegen der akuten Gewalt im nahen Osten mit dem Anti-Israel-Schriftzug verunziert.

„Wir machen den Jugendlichen deutlich, dass sie im Rahmen von Demokratie alle Hilfe der Welt von uns bekommen, wenn sie friedlich protestieren wollen“, betont Volker Grans. „Man muss nicht gut finden, wie sich Israel verhält, aber Sachbeschädigung oder Gewalt sind die falschen Mittel, um das auszudrücken.“ Einige Jugendliche hätten gesagt „Wir Moslems müssen zusammenhalten“. Das ist okay, meint Grans, aber dann bitte auf konstruktive Weise.

Reaktionen aus dem Stadtteil auf den neuen bunten und positiven Spruch gebe es noch nicht, so Volker Grans. „Wir waren so schnell, das haben wohl noch nicht so Viele gesehen.“  

Das Mauerstück vorher, während der Graffiti-Aktion der Lohberger Jugendlichen und mit dem schönen Ergebnis. Fotos: Volker Grans

Katholiken gegen Diskriminierung und Antisemitismus

„Keine Duldung von Diskriminierung und Antisemitismus“ fordert auch das Kreiskomitee der Katholiken im Kreisdekanat Wesel in einer Pressemitteilung vom 14. März 2021. Der Vorsitzende, Caritas-Direktor Michael van Meerbeck, ruft anlässlich der „aktuellen Übergriffe in unserem Land“ nach der Welle der Gewalt im nahen Osten dazu auf, dass sich jeder Mensch jüdischen Glaubens der Solidarität seiner Mitmenschen sicher sein müsse. Kein Mensch dürfe aufgrund seiner Religion, seiner Herkunft oder anderer Merkmale diskriminiert werden – nicht jetzt und grundsätzlich nie.