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Pfarrer Wilfried Faber-Dietze, Vorstandsmitglied des Forum Lohberg, geht im Februar in den Ruhestand – ein Anlass, im Gespräch mit Mittendrin zurück zu blicken.

Du hast 1984 Deinen Dienst als Vikar bei der Evangelischen Kirchengemeinde in Lohberg begonnen – wie war denn Dein erster Eindruck von Lohberg?

Ich war echt begeistert – eine Stelle wie für mich gemacht, hab ich gedacht! Zum einen war die Gemeinde so strukturiert, wie ich mir es für mich vorgestellt hatte. Also Leute, mit denen man arbeiten konnte und wo auch konkret geholfen werden konnte. Und die Gartenstadt mit der Zeche war auch einfach schön!

Der erste Moscheebesuch

Bist du deshalb nach dem Vikariat geblieben?

Ja, als Pastor habe ich noch bis 1990 hier gearbeitet. Als Pastor im Sonderdienst hatte meine Arbeit hier zwei Schwerpunkte: die Seelsorge im sozialen Brennpunkt und die Begleitung des Christlich-Islamischen Dialogs.

Ach – so weit reichen die Wurzeln des Christlich-Islamischen Dialoges schon zurück?

1984, also vor fast 35 Jahren haben wir anlässlich des Pfarrkonventes die damals noch im Ledigenheim angesiedelte Moschee besucht. Das war da überhaupt noch keine Selbstverständlichkeit, sondern sehr ungewöhnlich.
Es ergab sich in diesem Gespräch eine rege Diskussion und die Idee, dass der Kontakt beibehalten werden solle. Daraus hat sich dann die Zusammenarbeit entwickelt, die bis heute Bestand hat.

Zunächst ging es eher um die Diskussion theologischer Fragen und Unterschiede, aber schon ganz bald ging es viel mehr um praktiosche Lebensfragen, wodurch viele Kontakte entstanden. Der türkische Nachbar bekam einen Namen, auch seine Familie wurde bekannter. Es entstanden viele Kontakte und Verbindungen.

Keim fürs erste Stadtteilfest

In den gemeinsamen Gesprächen haben wir recht bald festgestellt, dass sich alle die gleichen grundsätzlichen Fragen stellten: Wie geht es mit und für uns weiter? Und was passiert mit unseren Kindern? Wie kann ich die unterstützen und fördern?

Aus den Verbindungen entstand auch die Intiative für das allererste Stadtteilfest im Mai 1989 – den Initiatoren begegnete man zunächst mit viel Skepsis aber über die geschlossenen Kontakte haben fast alle Vereine und Initiativen aus Lohberg mitgemacht und ein großes 3-Tage-Stadtteilfest auf die Beine gestellt!

Ich erinnere mich gerne an den Aufbau des Festzeltes auf dem Marktplatz: Keiner von uns Organisatoren hatte so richtig den mitten auf dem Marktplatz stehenden Baum auf dem Schirm – aber das Zelt ist dann einfach komplett um den Baum herum gebaut worden. (er lacht) Probleme haben wir halt gemeinsam gelöst!

Alle Zeitungen haben vom Stadtteilfest berichtet.

1990 bist du dann als Lehrer an die Berufsschule gewechselt – warum?

Ich wäre gerne in Lohberg geblieben, aber die Pfarrstelle ist nicht mehr weiter finanziert worden, da Lohberg von der Anzahl der Gemeindeglieder zu klein war. Ich wollte aber nicht weit weg und habe dann an der Berufsschule auch über die Lohberger Schüler immer den Kontakt nach Lohberg gehalten.

Also hast Du den Bezug zu Lohberg nie so ganz verloren?

Nein, auch wenn wir irgendwann wegziehen mussten, weil das Haus nach der Geburt unseres dritten Kindes zu klein geworden war – im Herzen bin ich Lohberger geblieben.

Ich hab ja auch die Mitarbeit im Christlich-Islamischen Dialog immer begleitet.

Lohberg bleibt ein Thema

Und jetzt? Gibt es schon Pläne?

Oh ja, ich möchte mich gerne mehr um meine fünf Enkelkinder kümmern. Und ich freue mich darauf, weiter im Forum Lohberg mitzuarbeiten und natürlich werde ich auch dem Christlich-Islamischen Dialog erhalten bleiben!

Vielen Dank und alles Gute!

Das Interview mit Wilfried Faber-Dietze führte Julia Schlimmerei.