Zwei Jahre soll die Sanierung der Grundschule Lohberg dauern. Warum eigentlich? Ein Gespräch mit der Architektin Walburga Wüster von der ProZent GmbH.
Hallo Frau Wüster, wie nett, dass Sie uns empfangen. Wann geht es denn los mit dem Umbau der Schule? Gibt es schon einen Stichtag?
Wüster: Wir warten auf die Ergebnisse der ersten Ausschreibungen. Jetzt zieht die Schule aus, danach müssen noch ein Teil der Möbel eingelagert und einige entsorgt werden. Mit den eigentlichen Bauarbeiten soll nach dem Ende der Sommerferien, spätestens Mitte September begonnen werden. Einen festen Stichtag gibt es noch nicht.
Und es trifft zu, dass die Sanierung zwei Jahren dauern wird? Warum so lange?
Wüster (die Augen weiten sich): Das ist ein riesiges Haus. Ich meine, fast dreimal so groß wie der Neubau der Bruchschule. Außerdem müssen wir bei allen geplanten Umbauten und Sanierungen den Denkmalschutz beachten. Ein reiner Neubau eines Schulgebäudes wäre sicherlich etwas schneller fertig
Ein Abriss wäre Ihnen lieber?
Wüster: Oh nein, die Schule ist ein wunderschönes Gebäude, das wir unbedingt erhalten wollen. Das Gebäude ist ortsbildprägend und wichtig für den Stadtteil. Nur ist ein Umbau im Bestand eben zeitaufwendig.
Die gute Konjunktur macht Probleme
Was macht Ihnen bei der Sanierung am meisten Kopfzerbrechen?
Wüster: Unabhängig von Sanierung oder Neubau ist es schwieriger geworden kompetente Firmen zu finden, denn die Firmen haben aufgrund der guten konjunkturellen Lage die Auftragsbücher voll. Nicht immer ist es daher möglich die optimale Zahl an Handwerkern auf der Baustelle zu haben und manchmal muss man zeitliche Kompromisse eingehen.
Das heißt, es kann noch länger dauern als zwei Jahre?
Wüster: Nein, nein, das haben wir so gut wie möglich schon im Zeitplan berücksichtigt.
Welche Bauschritte sind vorgesehen?
Wüster: Zuerst findet die Schadstoffsanierung statt, dabei werden auch viele Dinge, wie Decken und ein Teil der Böden demontiert. Es gibt Bereiche da müssen Farbe und Putz von der Wand. Viele Bereiche wurden im Vorfeld auf Schadstoffe hin untersucht, ein paar Unwägbarkeiten gibt es noch in bisher unzugänglichen Bereichen. Die gesamte Schadstoffsanierung kann sich bis zum Ende des Jahres hinziehen.
Wie dürfen wir uns das konkret vorstellen?
Wüster: Nun ja, die Dämmung auf den Abhangdecken, Teile der Trittschalldämmung unter dem Estrich, die Dämmung der Rohrleitungen und Deckenplatten enthalten künstliche Mineralfasern, die unter besonderen Schutzbedingungen ausgebaut und entsorgt werden müssen. Der Gutachter hat Asbest in Brand- und Rauchschutztüren, sowie in Spachtel und Dichtungen nachgewiesen.
Zugang nur über Schleusen
Damit keine Schadstoffe freigesetzt werden, werden im Gebäude sogenannte Schwarzbereiche eingerichtet, in denen ein künstlicher Unterdruck erzeugt wird und die nur über Schleusen und in Schutzkleidung betreten werden dürfen. Diese Arbeiten werden von Spezialfirmen ausgeführt.
Wie geht es dann weiter?
Wüster: Sobald möglich beginnt parallel schon der Dachdecker. Hier sind die alten Dachziegel, die alte Unterspannbahn, die Dachrinnen und die Fallrohre zu demontieren. Hinzu kommt der Abriss der alten Schindeln einschl. Unterkonstruktion, der Fassadenplatten und der Bitumendächer. Alle Flächen müssen neu eingedeckt, bzw. neu aufgebaut werden. Einzelne Dachbalken müssen verstärkt bzw. erneuert werden.
Und drinnen?
Wüster: Sobald die Schadstoffsanierung abgeschlossen ist, beginnen weitere Abrissarbeiten. Einige Wände werden entfernt und Öffnungen neu geschaffen. Für den neuen Aufzugsschacht muss ein Fundament errichtet und der Schacht muss betoniert werden. Elektro- Sanitär- und Heizungsleitungen werden erneuert, die Akustik wird deutlich verbessert Viele weitere Arbeiten folgen.
Was frisst beim Umbau am meisten Zeit?
Dachfläche ca. 2.500 m² (eine Doppelhaushälfte von 6*12 m Grundfläche und einem Satteldach mit 30° Dachneigung hat einschl. Dachüberstand ca. 92 m² Dachfläche) Fenster und Türen es werden ca. 200 Fenster und Türen erneuert Fassadenfläche Die Fassadenfläche, die eingerüstet wird ist ca. 2.000 m² groß – über 300 Deckenleuchten werden eingebaut – es werden ca. 5.500 m² Wandflächen bearbeitet. Zum Teil muss der lose Putz komplett entfernt und die Wände verputzt werden. Bodenfläche Ca. 3.000 m² Bodenfläche werden bearbeitet – die Bruttogeschoßfläche beträgt ca. 3.800 m² – der umbaute Raum beträgt ca. 18.000 m³. Zum Vergleich: Der Neubau der Bruchschule, einschließlich des neuen Eingangs mit Treppenhaus hat ein Volumen von ca. 7.000 m³.
Wüster: Das liegt vor allem an der gewaltigen Fläche. Nur ein Beispiel: Allein das Dach hat fast 2.500 Quadratmeter. Das entspricht umgerechnet rund 27 Doppelhaushälften, da dürfen nicht nur 2 Mann auf der Baustelle arbeiten und trotzdem werden die Arbeiten einige Monate in Anspruch nehmen.
Hinzu kommen die ganzen Unwägbarkeiten beim Bauen im Bestand. Es gibt zum Beispiel Grundleitungen, die nicht mehr angeschlossen und anscheinend zubetoniert wurden.
Mit Walburga Wüster sprachen Julia Schlimmerei und Philipp Stempel.