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Wäre ein zweiter Samstagsmarkt in der Innenstadt das Ende für den Wochenmarkt in Lohberg? Im Stadtteil hat die Diskussion große Sorge ausgelöst. Zu Unrecht, schreibt Fabian Schneider, Fraktionsvize der CDU Dinslaken, in einem offenen Brief an die Menschen in Lohberg.

Ein Gastbeitrag von Fabian Schneider

Liebe Lohbergerinnen und Lohberg,

liebe Leserinnen und Leser von „Lohberg mittendrin“,

viele von Ihnen treibt momentan die Sorge um, dass eine mögliche Einführung eines samstäglichen Frischemarktes auf dem Neutorplatz, dem Lohberger Samstagsmarkt schaden würde.  

Gastautor Fabian Schneider (CDU) wendet sich in einem offenen Brief an die Lohberger Bürger.

Ausgelöst wurde die Diskussion durch einen Antrag, den die CDU-Fraktion eingereicht hat. Gemeinsam mit dem Stadtmarketing Dinslaken e.V. setzen wir uns für ein zusätzliches Marktangebot am Samstag auf dem Neutorplatz ein.

Wir freuen uns sehr, dass „Lohberg mittendrin“ uns die Gelegenheit gibt, ausführlich Stellung zu beziehen.

Warum Dinslaken den Frischemarkt braucht

Bevor ich auf Bedenken und Kritik eingehe, möchte ich Ihnen erläutern, warum wir einen Frischemarkt auf dem Neutorplatz beantragt haben und wie sich die CDU das Konzept dort vorstellt.

Die Folgen der Coronaepidemie und der immer weiterwachsende Onlinehandel setzen dem Einzelhandel in unserer gesamten Stadt massiv zu. Große Modehersteller schließen ihre Filialen, bekannte Handelsketten wie Hussel sind im Insolvenzverfahren, es droht Leerstand in der Innenstadt. Eine tote Innenstadt färbt negativ auf ganz Dinslaken ab und auch auf jeden Dinslakener Stadtteil. Lassen Sie sich einmal die Stichworte „Ruhrgebiet“ und „tote Innenstadt“ durch den Kopf gehen. Ihnen werden dann sicherlich zwei oder drei Städte in den Sinn kommen. Möchten Sie dort leben?

Die Innenstadt ist das Aushängeschild jeder Stadt!

Dinslaken braucht eine lebendige und attraktive Innenstadt. Eine lebendige Innenstadt erhöht die Wohn- und Lebensqualität der gesamten Stadt und ist ein wichtiger positiver Faktor im Konkurrenzkampf mit den umliegenden Kommunen. Es ist Aufgabe von Politik und Verwaltung, sich Gedanken zu machen und Maßnahmen zu entwickeln, wie die Innenstadt zukunftsfähig gestaltet werden kann. Die Innenstadt braucht Frequenzbringer und Alleinstellungsmerkmale. Mit dem Umbau des Neutorplatzes und dem Bau der Neutor Galerie wurde zwar ein attraktiver Platz geschaffen, der aber viel zu oft nicht bespielt wird.

Der Platz muss mehr genutzt werden und es bedarf auch einer entsprechenden Qualität des Angebotes, die dem Einzelhandel entspricht und ihm keine Konkurrenz macht. Der Feierabendmarkt, der auf Initiative der CDU in der Altstadt vor der Coronaepidemie stattfand und hoffentlich bald wieder stattfinden wird, hat gezeigt, dass attraktive Marktkonzepte Menschen anziehen, ohne dem Wochenmarkt am Freitagvormittag auf dem Altmarkt zu schaden. Ein zweites Alleinstellungsmerkmal kann im Übrigen sein, mehr Kultur in der Innenstadt anzubieten, beispielsweise durch Straßentheater oder andere Aktionen.

Wichtig: Die Märkte müssen unterscheidbar sein!

Für die CDU ist es wichtig, dass sich der Frischemarkt auf dem Neutorplatz von den restlichen Wochenmarktkonzepten unterscheidet. Grundsätzlich sollen dort Lebensmittel zum Kauf und Verzehr angeboten werden. Der Markt soll nicht nur Einkaufsmöglichkeit sein, sondern vielmehr zum Verweilen einladen. Das fängt beispielweise bei einer Kaffeebar mit Sitzmöglichkeiten an und könnte beim leckeren Fischbrötchen oder einem einer Erbsensuppe aufhören. Im Gegensatz zu den anderen Märkten soll beispielsweise bewusst auf Textilangebote, Uhren (Non-Food) etc. verzichtet werden.

Der Markt in Lohberg ist ein Aushängeschild für den Stadtteil.

Wir wollen mit dem Frischemarkt eine Nische schließen, die in Dinslaken existiert. Wir wollen mit dem Markt andere Zielgruppen anlocken, als es die anderen Märkte tun, beispielsweise Berufstätige, Familien etc., aber auch Menschen aus benachbarten Kommunen. Beispielweise könnte sich die CDU vorstellen, dass der Frischemarkt erst gegen Mittag auf dem Neutorplatz beginnt. So hätte man eine geringere zeitliche Überschneidung mit dem Lohberger Markt und es bestünde die Chance, endlich mehr Frequenz auch im Nachmittagsbereich in der Innenstadt zu erzeugen.

Gerüchte, Kritik und Co.!

Natürlich möchte ich an dieser Stelle auf die Gerüchte, die Kritik und die Bedenken eingehen, die in den letzten Wochen rund um diese Diskussion geäußert worden sind.

Zur Kritik „Ihr macht unseren Markt kaputt!“ / „Zwei Märkte nebeneinander funktionieren nicht!“

In der Diskussion ist der CDU vorgeworfen worden, den Samstagsmarkt in Lohberg abschaffen zu wollen. Dies ist weder Gegenstand eines CDU-Antrags noch jemals die Absicht der CDU gewesen. Im Gegenteil: Wir sind der festen Überzeugung, dass zwei Marktkonzepte innerhalb Dinslakens parallel stattfinden können. In der Umfrage von „Lohberg mittendrin“ bezweifeln die Händler, dass zwei Märkte in Dinslaken gleichzeitig funktionieren könnten.

Fakt ist aber, dass dies schon seit Jahren so geschieht. Zum einen haben wir donnerstags den kleinen Wochenmarkt auf dem Bassfeldshof und den großen Hiesfelder Wochenmarkt. Das viel klarere Beispiel ist jedoch der Feierabendmarkt. Eines unserer politischen Lieblingsprojekte der letzten Jahre. Der Feierabendmarkt fand – vor Corona – jeden ersten und dritten Freitag in den Monaten April bis Oktober statt.

Hier wurde es tatsächlich geschafft, dass zwei Marktkonzepte am selben Tag, am selben Ort (Altmarkt) stattfinden können, ohne dass sich die Märkte gegenseitig etwas nehmen. Wie wurde das geschafft? Die Konzepte und auch die Händler haben sich unterschieden. Die Märkte waren und sind unterscheidbar und haben somit auch ganz unterschiedliche Zielgruppen angesprochen. Wir sind der festen Überzeugung, dass dies auch am Samstag gelingen wird.

Zur Kritik „In großen Teilen überschneiden sich die Zielgruppen“

Die CDU möchte mit dem Samstagsmarkt auf dem Neutorplatz Zielgruppen wie Familien, Berufstätige etc. ansprechen und diese in die Innenstadt locken.

Aufmerksam habe ich die Videoumfragen von „Lohberg mittendrin“ zu dieser Diskussion beobachtet. Die meisten Besucher berichten, dass sie aus dem Stadtteil kommen und deshalb den Wochenmarkt besuchen. Es wird beispielsweise betont, dass man auf dem Markt Freunde trifft und dass die Wege kurz sind. In den Umfragen von Lohberg mittendrin, die zwar nicht repräsentativ, aber von Bedeutung sind, waren jetzt nicht unbedingt junge Familien zu sehen.

Stimmen von Marktbesuchern aus einer Umfrage am 27. Februar 2021.

Der Lohberg Markt ist ein klassischer Stadtteilmarkt, ein Treffpunkt für alle Lohbergerinnen und Lohberger. Natürlich schaut auch mal jemand aus dem Bruch, Hiesfeld, Bruckhausen oder Duisburg vorbei, aber der größte Teil stammt aus dem schönen Lohberg. Die Lohbergerinnen und Lohberger identifizieren sich mit ihrem Stadtteil und dem Markt. Aus diesem Grund wird die Diskussion auch so emotional geführt. Das ist aber gerade der Grund, warum der Lohberger Markt weiter bestehen wird.

Mit dieser Leidenschaft der vielen Menschen, die sich für Lohberg engagieren, ihrer Identifikation zum Markt und zum Stadtteil, ihren positiven Aussagen in den Videoumfragen von „Lohberg mittendrin“ zeigen doch ganz klar, diese Menschen werden ganz sicher nicht in die Innenstadt abwandern. Auch die Lohberger Markthändler haben sich kritisch gegenüber dem Samstagsmarkt geäußert. Gut so! Denn das unterstreicht, dass auch die Händler den Lohberger Markt sehr wertschätzen.

Es besteht also Einigkeit zwischen Marktbesucher und Händler. Eine bessere Basis kann es doch gar nicht geben. Weder Marktbesucher noch Händler haben in den Videoumfragen angedeutet, dass der Samstagmarkt in der Innenstadt eine Option für sie wäre. Auch da sage ich: „Gut so!“, denn so wird an der Infrastruktur und an den Marktbesuchern nicht gerüttelt!

Der Lohberger Markt spricht ganz andere Zielgruppen an. Ja, vielleicht überschneiden sich die Berufs- und Altersklassen, aber der Lohberger Markt profitiert von einer enormen lokalen Identität.

Der Marktplatz in Lohberg.

Die CDU möchte die Menschen in die Innenstadt ziehen, denen diese Identifikation fehlt, die halt nicht nach Lohberg gehen, sondern ihr Geld im Internet oder in anderen Kommunen lassen. Das Potential ist also da und der Lohberger Markt wird in keinerlei Form angegriffen.

Sie als Lohbergerinnen und Lohberg, Sie als Gast und Kunde des Wochenmarktes, haben Einfluss darauf, wie sich der Lohberger Markt in Zukunft entwickeln wird.

Zur Kritik: „Die Leute geben den Euro nur einmal aus“

In der Diskussion wird u.a. auch seitens der Händler darauf verwiesen, dass die Menschen nur einmal ihr Geld ausgegeben können. Das ist völlig richtig. Die CDU setzt sich aber dafür ein, dass die Menschen dies in unserer Stadt tun und nicht im Internet oder in anderen Kommunen.

Wir müssen Anreize und attraktive Angebot schaffen, damit die Menschen ihr Geld in Dinslaken ausgegeben. Seitdem beispielsweise die Neutor Galerie eröffnet worden ist, bleibt deutlich mehr Kaufkraft in Dinslaken. Wir möchten neue Zielgruppen für unsere Innenstadt gewinnen und das kann mit dem Samstagsmarkt auf dem Neutorplatz funktionieren. 

Zur Kritik: „In großen Teilen gleiches Angebot“

Ein weiterer Kritikpunkt ist, dass der Frischemarkt zum großen Teil das gleiche Angebot anbieten soll, wie es bereits auf dem Lohberger Markt angeboten wird.

Der Lohberger Markt erfolgt nach dem klassischen Wochenmarktkonzept, inklusive sogenannter „Non-Food- Produkte“, wie Textilien, elektronische Geräte, Uhren etc.

Der Frischemarkt soll zum Verweilen und zum Einkauf frischer Lebensmittel einladen. Der Bereich „Non-Food“ ist dabei nicht vorgesehen. Hier bleibt es bei einem Alleinstellungsmerkmal für den Lohberger Markt. Vorstellbar ist beispielsweise eine mobile Kaffeebar oder auch der ein oder andere Händler, der vor Ort seine Produkte nicht nur zum Verkauf, sondern auch zum Verzehr anbietet. Natürlich muss alles im Rahmen der Coronaschutzbestimmungen ablaufen.

Der Blick in Richtung Zukunft!

Ich habe im Laufe dieses Gastbeitrages über Frequenzbringer für die Innenstadt geschrieben. Natürlich brauchen wir solche Frequenzbringer und eine gesunde Infrastruktur für den Stadtteil Lohberg. Der Rat der Stadt Dinslaken hat in den letzten Jahren viele Projekte für den Stadtteil auf den Weg gebracht oder auch Vorhaben und Ideen von Lohbergerinnen und Lohbergern, Vereinen, Verbänden und Institutionen unterstützt.

Beispielsweise unterstützt die Stadt die Installierung der Pflegeschule (Caritas), die Sanierung der Zechenwerkstatt, den Neubau der AWO-KiTa, den Bau eines neuen Kiosks auf dem Johannesplatz und hat sich aktiv in die Entwicklung des ehemaligen Zechengeländes eingebracht. All diese Maßnahmen haben zur Folge, dass mehr Menschen nach Lohberg kommen bzw. kommen werden und sind damit die oft angesprochenen Frequenzbringer. Diese Maßnahmen und Projekte sind eine richtige Chance für den Stadtteil.

Der CDU-Antrag war und ist kein Antrag, um die Stadtteile gegeneinander auszuspielen. Unten finden Sie den Link zum Antrag. Es ist schade, dass der Antrag teilweise auf diese Art und Weise interpretiert wurde. Die CDU hat in den letzten Jahren fast jedes Projekt in Lohberg aktiv unterstützt und begleitet. Lohberg liegt uns ebenso am Herzen, wie unsere Innenstadt, wie Hiesfeld, wie Eppinghoven, wie ganz Dinslaken.

Ich hoffe, dass ich mit meinen Gedanken und Ausführungen die Diskussion bereichern konnte.

Herzlichen Dank für diese Möglichkeit! Bleiben Sie gesund!

Fabian Schneider

Zum Autor:

Fabian Schneider ist seit 2014 Mitglied des Rates der Stadt Dinslaken und stellvertretender Fraktionsvorsitzender sowie Pressesprecher der CDU-Fraktion. Zum ist er Vorsitzender des Ausschusses für Liegenschaften, Wirtschaftsförderung, Tourismus und Stadtmarketing.

Anmerkung von Lohberg Mittendrin:

Wir freuen uns sehr über den Gastbeitrag von Fabian Schneider. Ohne den Austausch von Argumenten wäre eine faire Diskussion über die Zukunft Lohbergs und der Stadt Dinslaken nicht möglich. Das ist gelebte Demokratie!

Solltet ihr Fabian Schneider mit einem eigenen Beitrag antworten wollen, freuen wir uns über eine Mail an info@lohberg-mittendrin.de. Das heißt nicht, dass es eine Garantie auf Veröffentlichung auf Mittendrin gibt. Aber wir laden ausdrücklich dazu ein, sich bei uns zu melden, wenn ihr auf die Ideen von Fabian Schneider und der CDU öffentlich antworten möchtet.