Auch sehr große Vorhaben können sehr kleine Schritte erfordern: Damit der Lohberger Förderturm wieder genau denselben Farbton erhält wie der historische Anstrich, wurde er an 72 Stellen abgeschliffen und die Proben im Labor unter dem Mikroskop untersucht. Resedagrün heißt die Farbe des neuen Korrosionsschutz-Anstrichs (Reseda ist eine Pflanze), die früher oft für technische Anlagen verwendet wurde. Bei einem Denkmal geschützten Bauwerk wie dem Förderturm muss sowas stimmen. Über den Stand der Sanierung sprachen wir mit den Projektleitern der RAG Harald Haase (Technischer Service) und Jörg Küsters (Standortverantwortlicher Wasserhaltung).
Zur Ertüchtigung des unter Denkmalschutz stehenden Doppelbocks sind aus statischen Gründen Verstärkungsmaßnahmen im Stahlskelett erforderlich. Um diese Arbeiten und die im Anschluss daran zu erledigenden Korrosionsschutzanstriche ausführen zu können, wurde das Baugerüst aufgebaut. In bis zu 74 Metern Höhe die alte Beschichtung zu entfernen – „aufnehmen“ sagt der Experte – erfordert zwingend Schwindelfreiheit, betont Harald Haase, dafür ist der Blick von dort „wunderschön“. Das wissen er sein Kollege Küsters, „weil wir ab und zu selbst oben sind“. 4300 Quadratmeter müssen dreimal bearbeitet werden, das entspricht insgesamt der Fläche von 1,8 Fußballfeldern (105 x 68 Meter).
Staubdichte Hülle -„wir sind ökologisch unterwegs“
Etwa 15 bis 20 Facharbeiter der verschiedenen Gewerke arbeiten stets parallel auf dem Förderturm. Das imposante Baugerüst verkleidet Lohbergs Wahrzeichen nun schon länger komplett, in letzter Zeit gesellte sich die Umhüllung im oberen Teil dazu. „Das ist eine staubdichte Plane“, erklärt Harald Haase, „die wir wegen des Umweltschutzes verwenden.“
Bei den enormen Mengen an Material achte die RAG darauf, zum Beispiel wasserlösliche Reinigungsmittel und „so wenig Chemie wie möglich“ einzusetzen. „Wir sind ökologisch unterwegs“, erklärt der Projektleiter. Bei der Aufnahme des alten Stahls werde so viel, wie es geht, aufbereitet und wieder eingebaut.
30 Monate dauert die Sanierung voraussichtlich insgesamt. „Im zweiten Quartal 2023“ sollen die eingelagerten Seilscheiben wieder montiert werden, früher war mal von 2019 die Rede. Ende 2023 soll Lohbergs Landmarke dann endgültig in neuem Glanz erstrahlen.
zwei Ingenieurbüros und drei Spezialfirmen
Die gesamte äußerst aufwändige Sanierung erfolgt komplett im Rahmen des Denkmalschutzes, erläutern die beiden Projektleiter. Harald Haase: „Abstimmungsschleifen, insbesondere mit dem Denkmalamt und der Stadt Dinslaken waren und sind bis heute erforderlich, um allen Anforderungen gerecht zu werden.“ Die Vorlaufzeit der Planung betrug zwei bis drei Jahre, denn unter anderem wurde die Bezirksregierung Arnsberg eingebunden, Restauratoren und die Stadt Dinslaken, die alles genehmigen musste. Neben der RAG sind für die Planung zwei Ingenieurbüros beteiligt und für die Ausführung drei Spezialfirmen.
Grundvoraussetzung für zukünftige Wasserhaltung
Satte dreieinhalb bis vier Millionen Euro kostet die gesamte Sanierung. Die RAG führt zwar laufend ähnliche Projekte durch, „aber das ist schon eine Gangart größer“, sagt Jörg Küsters. „Alles, was jetzt gemacht wird, ist die Grundvoraussetzung für den zukünftigen zentralen Wasserhaltungsstandort Lohberg“, berichtet der Standortverantwortliche und erklärt: „Der Standort Lohberg wird im Wasserhaltungskonzept der RAG zukünftig eine zentrale Rolle spielen, da hier in ein paar Jahren das Grubenwasser der gesamten Emschermulde mit Tauchpumpen gehoben und in den Rhein eingeleitet wird. Die Planungen hierzu werden im nächsten Jahr anlaufen.“ Erst im Jahr 2030 bis 2032 werde am Standort Grubenwasser gepumpt.
Beide Schächte sind aus Sicherheitsgründen abgedeckt. Später werden hier durch Rohre mit 140 cm Durchmesser zwei zwölf Meter lange Tauchpumpen das Wasser aus 630 Metern Tiefe an die Oberfläche befördern. „Die Sanierung des Lohberger Förderturms gehört zum Generationenprojekt Emscher. Wir sind da sehr engagiert“, erklären Haase und Küsters.
Die unter Bergaufsicht stehende Fläche ist nun mit einer Zaunanlage eingefriedet, die sich laut RAG „mit ihren verklinkerten Pfosten und Mauerelementen sowie schwarzen Zaungittern harmonisch in das umgebende, industriell geprägte Landschaftsbild einfügt.“