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Fatih Ercim ist Feuerwehrmann aus Überzeugung. Als er 15 war, sah er sich am Tag der offenen Tür die Feuerwache Dinslaken an. Inzwischen hat er um die 250 Einsätze auf dem Buckel. Seine Familie ist stolz auf ihn. Mit gutem Grund.

Wir besuchen Fatih Ercim, 21 Jahr alt, an einem Freitagabend. Dann finden 14-tägig üblicherweise die Übungen des Löschzugs Stadtmitte statt. Rund 20 Feuerwehrmänner und -frauen sind heute Abend gekommen. Pünktlich rücken sie aus zu einer Übung. Fatih und seine Kollegen Markus Schröter und Heiko Reiter bleiben an der Wache und nehmen sich Zeit für Mittendrin.

Sich blind auf den anderen verlassen

Wir wollen wissen, warum Fatih seine freie Zeit regelmäßig bei der Freiwilligen Feuerwehr verbringt. Wohlgemerkt: Die Übungen finden 14-tägig freitags statt. An Freitagen genießen andere den Start ins Wochenende. Fatih und seine Kolleginnen und Kollegen trainieren für den Ernstfall. Bei der Feuerwehr muss sich der eine auf den anderen blind verlassen können.

„Die Gesamtstundenzahl der Ausbildung, die Fatih in seiner Laufbahn bisher vollbracht hat, beträgt beachtliche 221 Stunden“, erläutert Heiko Reiter von der Feuerwehr Dinslaken. Die Summe setzt sich zusammen aus 180 Stunden Grundausbildung, 16 Stunden Sprechfunker-Lehrgang und 25 Stunden für einen Lehrgang als Atemschutzgeräteträger. Weiterhin sind jährlich 40 Stunden Fortbildung erforderlich. „Im Löschzug Stadtmitte kamen durch Übungs- und Sonderdienste im Jahr 2018 sogar 80 Stunden zusammen“, erläutert Reiter. Die Einsätze im Ernstfall kommen noch oben drauf.

Seine Mutter schickte ihn zur Wache

„Meine Familie unterstützt mich sehr darin“, erzählt Fatih. Alle seien stolz auf ihn. Dass er seit seinem 15. Lebensjahr bei der Feuerwehr ist, hat er ebenfalls der Familie zu verdanken.Genauer gesagt seiner Mutter. „Sie hat mich damals hier zur Feuerwache geschickt, als Tag der offenen Tür war. Ich wollte erst nicht, bin dann aber doch gegangen. Heute danke ich meiner Mutter dafür.“

Fatih lächelt,wenn er sich an den Tag erinnert, als er das erste Mal die Feuerwehr besuchte. Zwei Jugendliche führten vor Publikum eine Übung vor. Ein Löschangriff: Sie rückten mit einem Strahlrohr vor und bekämpften einen Brand. „Ich wusste sofort, da will ich hin“, sagt Fatih. Feuerwehr, das war spannend, erforderte ein Verständnis von Technik und er konnte anderen helfen, die in Not waren.

Jede Menge Adrenalin

Seine Begeisterung ist bis heute zu spüren. Auch wenn es nicht immer einfach war, sich freitagabends von den gleichaltrigen Freunden loszueisen, um die Übungen zu besuchen. „Mittlerweile haben meine Freunde aber Respekt vor dem, was wir hier leisten“, sagt der 21-Jährige. Besonders der 16-stündige Einsatz beim Brand des Gesundheitshauses auf dem Zechengelände, direkt vor der Haustür, hat Eindruck hinterlassen. Auch bei Fatih selbst. Von 7 Uhr abends bis 7 Uhr morgens war er im Einsatz. Ehrenamtlich.

Seitdem er 18 geworden ist, gehört er fest zum Löschzug Dinslaken Stadtmitte. Zuletzt hat er einen 25-stündigen Lehrgang für den Umgang mit Atemschutzgeräten absolviert. In der Praxis heißt das: Fatih gehört zu denen, die mit Maske und Sauerstoffflasche in die brennenden Gebäude hineingehen, um Leben zu retten. „Das setzt jede Menge Adrenalin frei“, weiß er.

Sprüche wegen dem Bart

Von seinen Kollegen bekommt er seitdem immer einen Spruch gedrückt. „Der Bart muss ab“, sagen sie, denn nur dann kann die Atemschutzmaske richtig abdichten und ihn schützen. Fatih – mit einem beachtlichen Bartwuchs ausgestattet – weiß das. Für den Ernstfall liegt im Einsatzfahrzeug immer ein Rasierer bereit und er würde nicht zögern, ihn zu benutzen.

Bei unserem Besuch in der Feuerwache zeigt er uns, wie hart das Training ist. Ein mit Kameras ausgestatteter Spezialraum wird mit künstlichem Nebel verraucht, auch Geräusche und Temperatur können simuliert werden. Dann muss Fatih dort versteckte Personen (hier natürlich nur Puppen) finden und üben, wie man Türen öffnet, ohne sich selbst in Gefahr zu bringen, obwohl dahinter eine Feuerhölle toben könnte.

Feuerwehr = extreme Belastungen

Mindestens ebenso extrem ist die Herausforderung, sich in einem Käfig-Labyrinth den Weg nach draußen zu bahnen (siehe Video). Jeder Feuerwehrmann und auch jede Feuerwehrfrau muss körperlich absolut fit sein, um hier zu bestehen. Das Training ist hart. Es geht darum, im Ernstfall vorbereitet zu sein.

Auch die Psyche ist extremen Belastungen ausgesetzt. Ein Kollege, so erzählt Fatihs Chef Markus Schröter, sei mit Begeisterung dabei gewesen. Dann habe er bei einem Einsatz einen Toten gesehen – und aufgehört.

Sein erster Einsatz

Fatih ist dabeigeblieben. In den zweieinhalb Jahren im Löschzug ist er rund 200 bis 250mal mit ausgerückt, schätzt er. Fünf Minuten braucht er von seinem Zuhause in Lohberg, bis er umgezogen im Einsatzfahrzeug sitzt. Fehlalarme, die Katze auf dem Baum, der Martinszug. Aber auch Autounfälle und Brände, bei denen er nicht wusste, was auf ihn zukommt. In die Erinnerung eingebrannt hat sich direkt sein erster Einsatz.

„Wir feierten zuhause gerade das Opferfest, als der Melder in der Hosentasche piepste. Ich war so aufgeregt, ich habe gar nicht weiter darauf geachtet, worum es ging“, erinnert er sich an den Tag. Es handelte sich um einen Personenschaden am Gleis. Sein Wehrführer sorgte dafür, dass Fatih an seinem ersten Einsatztag nicht in unmittelbare Nähe der Einsatzstelle kam. „Wir sehen schon zu, dass wir die Jüngeren schonend an solche Sachen heranführen“, erklärt Schröter.

Die Jungs passen gut aufeinander auf

Vielleicht auch wegen der Kollegen, die gut aufeinander Acht geben, ist Fatih nach wir mit voller Überzeugung dabei. Derzeit befindet er sich im dritten Lehrjahr einer Ausbildung zum Industriemechaniker. Danach will er sich bei der Berufsfeuerwehr bewerben. Die Chancen stehen gut für ihn. Wir drücken ihm fest die Daumen!


Info:

Regelmäßig stellt die Feuerwehr Dinslaken sich und ihre Geräte an den Brandschutztagen vor. Die nächsten Termine stehen bereits fest: Drehleiter, Blaulichttaste, Atemmasken und Übungen zu Demonstrationszwecken sind das nächste Mal am 14. und 15 September zu sehen.

Wer weiß?Vielleicht kommt ja wieder eine Mutter auf die gute Idee, ihren Kindern einen Besuch nahezulegen. Nachwuchs-Feuerwehrleute nimmt die Wache in Dinslaken gerne auf.

Im Übrigen sind auch all die willkommen, die sich als Erwachsene für die Arbeit der Feuerwehr interessieren. Wer am Brandschutztag nicht dabei sein kann, findet den passenden Ansprechpartner hier auf der Webseite der Feuerwehr.